issenwollen   «Da verlangt auf einmal einer von dir einen so erniedrigenden Dienst, du fühlst im selben Augenblick, daß du zu feig bist, um nein zu sagen: ging da nicht durch dein ganzes Wesen ein Riß? Ein Schreck — unbestimmt —, als ob sich eben etwas Unsagbares in dir vollzogen hätte?»

«Gott, ich verstehe dich nicht; ich weiß nicht, was du willst; ich kann dir nichts, gar nichts sagen.»

«So paß auf; ich werde dir jetzt befehlen, dich wieder auszukleiden.»

Basini lächelte.

«Dich platt da vor mir auf die Erde zu legen. Lach nicht! Ich befehle es dir wirklich! Hörst du?  Wenn du nicht augenblicklich folgst, so wirst du sehen, was dir bevorsteht, wenn Reiting zurückkommt! ... So. Siehst du, jetzt liegst du nackt vor mir auf der Erde. Du zitterst sogar; es friert dich? Ich könnte jetzt auf deinen nackten Leib speien, wenn ich wollte. Drücke nur den Kopf fest auf die Erde; sieht der Staub am Boden nicht merkwürdig aus? Wie eine Landschaft voll Wolken und Felsblöcken so groß wie Häuser? Ich könnte dich mit Nadeln stechen. Da in der Nische, bei der Lampe liegen noch welche. Fühlst du sie schon auf der Haut? ... Aber ich will nicht ... Ich könnte dich bellen lassen, wie es Beineberg getan hat, den Staub auffressen lassen wie ein Schwein, ich könnte dich Bewegungen machen lassen — du weißt schon —, und du müßtest dazu seufzen: Oh, meine liebe Mut...» Doch Törleß hielt jäh in dieser Lästerung inne. «Aber ich will nicht, will nicht, verstehst du?!»

Basini weinte. «Du quälst mich...»

«Ja, ich quäle dich. Aber nicht darum ist es mir; ich will nur eines wissen: Wenn ich all das wie Messer in dich hineinstoße, was ist in dir? Was vollzieht sich in dir? Zerspringt etwas in dir? Sag! Jäh wie ein Glas, das plötzlich in tausend Splitter geht, bevor sich noch ein Sprung gezeigt hat? Das Bild, das du dir von dir gemacht hast, verlöscht es nicht mit einem Hauche; springt nicht ein anderes an seine Stelle, wie die Bilder der Zauberlaternen aus dem Dunkel springen? Verstehst du mich denn gar nicht? Näher erklären kann ich's dir nicht; du mußt mir selbst sagen...!»

Basini weinte ohne aufzuhören. Seine mädchenhaften Schultern zuckten; er brachte immer nur dasselbe hervor: «Ich weiß nicht, was du willst; ich kann dir nichts erklären; es geschieht im Augenblicke; es kann dann gar nicht anders geschehen; du würdest ebenso handeln wie ich.»  - Robert Musil, Die Verwirrungen des Zöglings Törleß. Reinbek bei Hamburg 1965 (zuerst 1906)

Wissenwollen (2)

- N. N.

Wissenwollen (3)  Schramm stellte Hawking als den Inhaber des Lukasischen Lehrstuhls für Mathematik vor und machte dann eine anzügliche Bemerkung über Hawkings Kinder, indem er sagte, Hawking sei offensichtlich nicht nur als Physiker produktiv gewesen. Hawking wurde rot.

»Man sagt, ich säße auf Newtons Stuhl«, witzelte Hawking, als er an der Reihe war, »aber er ist offensichtlich inzwischen verändert worden.« Im Scheinwerferlicht sah er aus der Ferne klein und verwundbar aus, als er geschickt über die Bühne rollte. »Warum«, wandte er sich ans Publikum, »können wir uns an Ereignisse aus der Vergangenheit erinnern und nicht an Ereignisse aus der Zukunft?«

Hawking schloß seinen Vortrag mit dem Hinweis, daß die Zeit, wenn sie sich tatsächlich umkehre, während das Universum kollabiere, auch im Inneren eines Schwarzen Lochs rückwärts verlaufen müsse. »Wenn also jemand wirklich wissen will, ob ich recht habe«, sagte er, »dann braucht er nur in ein Schwarzes Loch zu springen.« - Dennis Overbye, Das Echo des Urknalls. München 1993

 

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