inter  Daß es Winter und kalt wird, spüre ich an der abendlichen Weinheizung. Vorgestern habe ich 10 (sage! Zehn) Viertel Roten getrunken. Um vier Uhr morgens habe ich auf meinem Balkon ein Mond- und Frostbad genommen und am Morgen endlich ein herrliches Gedicht geschrieben, das vor Kälte schebbert.

In Wien aber „strahlt" die Sonne am „heiteren" Himmel und die „weiche Melancholie" des Wienerwaldes ist auch nicht „ohne". Beim Heurigen freut sich das „goldene" Herz und wenn dort die „schmachtenden Weisen" erklingen, so denke o Mensch daran, daß es bei den „wackeren Älplern" schneit und grimmig kalt ist. O! wie weh ist die Welt, wie wahnig das Weh, wie weltlich der Wahn.

Mit Zähneklappern und dampfenden Grüßen      Dein G.

  - Georg Trakl an Ernst Buschbeck, nach: Erinnerung an Georg Trakl. Hg. Ludwig von Ficker. Salzburg 1966 

 

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