Willensakt «Einer, der so alt ist wie ich, ist geneigt, den Tod für einen Willensakt zu halten, in meinem Fall für einen geringfügigen Willensakt. Eines Tages werde ich es satt haben, diese Stimme zu hören.» Er zeigte auf den Plattenspieler. «Ich werde von dem Lärm der Stadt und von der Träne im Auge, die das Hausmädchen seit einem halben Jahr besingt, ebenso genug haben wie von meiner Schwiegertochter, die sich jeden Morgen nach meinem Befinden erkundigt und dabei kaum ein Hehl aus ihrer Hoffnung macht, daß es mit mir möglichst bald zu Ende geht. Dann werde ich mich entschließen zu sterben, so wie man den Telefonhörer auflegt, wenn jemand am anderen Ende des Drahtes dummes Zeug redet oder einem zu sehr zusetzt. Ich will damit nur sagen, daß ein Mensch Erfahrungen, Kümmernisse und Gedanken mit sich herumtragen und in eine Gemütsverfassung geraten kann, die ihm den Tod nur noch als Formsache erscheinen lassen.»  - Leonardo Sciascia, Tote auf Bestellung (mit zwei anderen Mafiaromanen). Zürich 1983 
 

Handeln Wille

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