iederbringung   Ich habe vor 40 Jahren einen sehr frommen und erleuchteten Handwerksmann gekannt, dessen tiefe Einsichten, und in der That heiligen Carakter ich oft bewundert habe. Ich hab viel von ihm gelernt, und er sagte mir damals schon vieles voraus, das hernach erfüllt worden ist. Ich besuchte ihn auf seinem lezten Krankenlager, und war ein Zeuge seines herrlichen Todes.

Dieser Freund hatte einen sittsamen, stillen, und eingezogenen Gesellen, mit dem er wegen seiner Kenntnisse und guten Aufführung auf einem vertrauten Fuß lebte. Beyde unterredeten sich oft von dem Zustand der Seelen nach dem Tod, vorzüglich aber auch von der Wiederbringung aller Dinge. Nach und nach wurde der Geselle schwindsüchtig, mein Freund behielt ihn auch in diesem Zustand bey sich, und leistete ihm gleichsam Gesellschaft bis an die Pforte des Todes. Während der ganzen Zeit der Krankheit wurden obige Gespräche immer fortgesezt, und mein Freund wagte es den Gesellen zu bitten, daß er ihm, wenn er könne, nach seinem Tod erscheinen, und ihm von seinem Zustand, und von der Wiederbringung aller Dinge Nachricht geben möchte. Der Geselle versprach das unter dem Beding, wenn es ihm erlaubt wäre.

Bald nachher starb der junge Mensch, und nun harrte sein Meister auf seinen Besuch, und auf Nachricht aus der andern Welt. Etwa drey Wochen nach dem Tod des Gesellen, als der Meister Abends um 10 Uhr in seiner Schlafkammer sich ausgezogen hatte, eben ins Bett gestiegen war, und noch darinnen saß, so bemerkte er gegenüber an der Wand einen bläulichen Lichtschimmer, der sich zu einer menschlichen Figur bildete. Er fragte also ohne Furcht: »bist du es Johannes ?« — der Geist antwortete vernehmlich, »Ja!« jener fragte ferner: »wie gehts dir?« dieser erwiederte: »ich befinde mich ruhig in einer öden dunklen Gegend, aber mein Schicksal ist noch nicht entschieden.« Nun folgte auch die Frage wegen Wiederbringung aller Dinge. Der Geist antwortete darauf weiter nichts, als folgende Zeilen aus einem alten Lied:

»Laßt uns den Herren bitten hie
Und niederfallen auf die Knie
Laßt uns vor unserm Schöpfer bücken!«

Das Wörtchen »hie«, ist die Hauptsache. Hier sollen und wollen wir unsre Sache mit unserm Erbarmer ausmachen, und — wie mein seeliger Oheim Johann Stilling einst sagte — »dafür sorgen, daß wir mit den Ersten über den Jordan kommen«.

Mein Freund war so kühn, noch um einen Besuch zu bitten; nach einiger Zeit erfolgte er auch, aber der war fürchterlich; ich hab die näheren Umstände desselben nie erfahren können; so viel hatte es aber gefruchtet, daß der liebe Mann jedermann für einer solchen Vermessenheit warnte, und nun überzeugt war, daß wir diesseits durchaus keinen Umgang mit dem Geisterreich suchen, sondern ihn so viel als möglich vermeiden müsten.  - (still)

 

Auferstehung Bringen

 

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