eltspiegel  Der Welt- oder Sichtspiegel läßt den Beschauer nach Belieben sehen, was sich irgendwo auf der Erde zuträgt; alte ägyptische Könige wie Saurîd und Ça sollen wie Alexander der Große einen solchen besessen haben; sie waren alle auf Säulen oder Türmen aufgestellt, der Alexanders auf dem berühmten Pharus, woselbst er noch in mohammedanischer Zeit gestanden haben soll ; auch sonst kennt das Mittelalter Zaubersp. aus dem Westen (Turm des Herkules bei Cornua ), wie aus dem Osten (Becher des Dschemschid ), auch den Gesta Romanorum ist er bekannt; ganz den alten Vorbildern entspricht der Sp. in Schloß Logrois in Wolframs Parzival und der des Priesterkönigs im Titurel. Auch in neuerer Zeit fehlt es nicht an Beispielen: aus dem Elztal in Baden, aus Schwarzwasser im ehem. österr. Schlesien (das Ereignis fällt in die sechziger Jahre!), aus Wälschnoom in Tirol (der Pfarrer sieht im »Bergsp.«, was der Probst von Neustift tut ), aus Steinbach bei Legau im Allgäu: hier weiß ein Wunderdoktor zu Anfang des 19. Jh.s nicht nur, was in dem Hause geschehen ist, sondern auch, was die Botin auf dem Wege zu ihm getrieben hat (letzteres erinnert an eine Geschichte der Vita S. Benedicti, nur daß der Heilige ein unmittelbares Fernwissen hat, während Doktor Riegger alles in seinem »Erdsp.« sieht). Noch 1894 konnte eine Schwindlerin in Hegewald (Böhmen) mit einem Zaubersp. Häuslersleuten ihr ganzes Geld entlocken. Der Sichtsp. zeigt im besonderen das Herannahen und die Operationen von Feinden (so der Pharus, die Salvatio Romae der Virgilsage, der Sp. Leos des Weisen in Konstantinopel; noch Staricius, Heldenschatz (1698) beschreibt die Anfertigung eines Sp.s, der anzeigt, was der Feind auf eine halbe Meile macht; wichtig ist dabei, daß er an drei Seiten gerahmt, nur an der linken offen sein soll. - Aus: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, hrsg. von Hanns Bächthold-Stäubli (ca. 1930)
 
 

Spiegel Welt

 

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