eltraum Die Tiefe des Himmelsraums tat sich zu ihren Füßen auf. Es stimmt nicht, daß der Weltraum dunkel ist. Sicher, dort gibt es keinerlei richtiges Licht, keinerlei richtige Helle. Dennoch hat 'das', was sich durch die Bullaugen - das heißt: das Unendliche - unter den Füßen auftut oder über dem Kopf aufreißt, seine Farbe, die aus ihm selbst kommt. Die Eiseskälte und die Stille, doch auch die Feierlichkeit bilden das besondere Tiefdunkelblau der kosmischen Tiefen, das an den äußersten Rändern, bis xu denen der Blick gelangt, in eine - wenn man das so nennen kann - himmlische Helle übergeht. Dies alles weiß ich, weil ich es in einem offenbarenden Traum gesehen habe. Wenn man nach oben oder nach unten schaut, spürt man einen eigentümlichen Schwindel, der, wenn er ins Gedärm dringt oder in den Magen und einen fast ohnmächtig werden läßt, deutlich seine Unverträglichkeit beweist. Der armselige menschliche Körper ist nicht dafür gemacht, ihn zu ertragen: und wenn er spürt, daß er, vom Schwindel umgeworfen, drauf und dran ist, gewissermaßen sich selbst auszukotzen | zu erbrechen |, begreift er, daß die Stunde gekommen ist, in der ihm, mit einem an ihn gerichteten erschreckenden Lächeln, das Nichts, in das er hineingeboren wurde, zuzwinkert. Trotzdem erträgt man nicht nur die Schwindelgefühle, vielmehr hat das mit ihnen verbundene Entsetzen noch etwas so Süßes und Erhebendes wie das eine oder andere Ereignis aus Kindertagen.
In meinem Offenbarungstraum habe ich ein für allemal begriffen,
daß nicht das Meer unser wahrer Ursprung
ist, das heißt: der Urmutterschoß (zu dem wir mit all unseren Kräften zurückzukehren
neigen): unser wirklicher Ursprung ist der Weltraum. Dort ist es, wo wir eigentlich
geboren sind: in der Sphäre des Kosmos. Im Meer sind wir vielleicht ein zweites
Mal geboren worden. Und daher ist die Anziehung des Meeres stark, doch die Anziehung
des Himmelsraums ist unendlich viel stärker. - Pier Paolo Pasolini, Petrolio. Berlin 1994
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