Welt, gläserne    Sehr liebte ich den Brueghel, den man den Sammetbrueghel nennt und der auf winzige Gemälde eine Tiefe zu bannen verstand, die ein Gefühl des Schwindels erregt und den Betrachtenden wie mit körperlichen Armen in den Bildhintergrund zieht. Diese Tiefe scheint nicht durch die gewöhnlichen Mittel der Zeichnung und Färbung erreicht; es scheint hier vielmehr neben der künstlerischen noch eine zauberische Perspektive lebendig zu sein. Denn so muß man ja wohl den Eindruck eines Bildes bezeichnen, das unter dem Blicke zu rauchen, zu brennen, sich zu bewegen oder zu erstarren und gläsern zu werden beginnt. Dieses Gefühl einer gläsernen Welt besaß ich vor jenen kleinen Stücken in hohem Maße, vor ihren wunderlich zartgefiederten Bäumen, vor ihren strohgedeckten Hütten, die ausgestorben und doch irgendwie magisch bewohnt erschienen, vor dem schillernden Blau glasiger Flüsse, in denen sie sich spiegelten und die gleichermaßen durchsichtig und unergründlich waren. Diese Bäume waren, als ob sie gleich sprechen, diese Hütten, als ob sie gleich ihre Tür öffnen und eine sonderbare Gestalt erscheinen lassen, diese Gewässer, als ob sie gleich einen prächtigen, schuppen-gützernden Fisch als Geschenk der Tiefe aus sich hervorheben würden.   - (ej)

Welt Glas


Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 

Unterbegriffe

VB

 

Synonyme