Weihnachtserinnerungen   «Dieses Jahr nicht mitgerechnet», sagte Ann, «was ist das schlimmste Weihnachten, das du je erlebt hast?»

«Neunzehnhundertsechs- oder siebenundsiebzig», sagte Mabel. «Sechsundsiebzig, ganz sicher, denn da war ich gerade dreißig geworden, und ich vermute, ich hätte 's besser wissen müssen. Ich bin damals nach Aspen gefahren, es sollten zwei Wochen mit Gary Greenstein werden, Dr. Gary Greenstein, Radiologe, The New York Hospital-Cornell Medical Center. Sehr gutaussehend, so eine Art jüdischer Robert Redford, aber brünett. Intelligent, lustig, sportlich - ein wunderbarer Skifahrer und kein Angeber. Konnte sich gut anziehen - konservativ, aber Paul-Stuart-konservativ, nicht Brooks-Brothers-konservativ. Ich war seine erste shiksa und vielleicht seine letzte. Er hatte gerade erst eine langjährige Beziehung zu einer Frau hinter sich, die er auf der Uni kennengelernt hatte, eine Augenärztin. Sie kriegte den Feiertags-Blues, vermute ich, machte ihn mitten in unserer ersten Woche über den Telefon-Service ausfindig und verlangte, daß er sofort nach New York zurückkommen sollte. Er war zwei Tage fort. Er sagte mir, es sei ein medizinischer Notfall, daß sie sich wegen einer Diagnose mit ihm beraten mußte.

Während er fort war, schlief ich mit einem Typen von der Pistenwacht. Das war das Tolle an den Siebzigern: Wenn jemand dich sauer machte, hast du einfach einen anderen gebumst. Skip Gaines. Ist das mal ein Pistenwacht-Name, oder was? Letzten Sommer habe ich ein Foto von Skip in einem dieser albernen Triathlon-Magazine gesehen, die du immer liest. Er ist so was wie ein großer Star unter den Triathlon-Profis. Skip. Ganz bestimmt war er im Bett schnell. Er hat mehr Zeit darauf verwendet, sich nachher die Haare zu kämmen, als für das Vorspiel. Sein Name sollte treffender lauten: Skip foreplay.

Doktor Gary kam Sonntag nachmittag zurück. Er wollte bumsen. Ich konnte sie an ihm riechen. Ich habe in seinen Schwanz gebissen - nicht so fest, wie ich's gern getan hätte, ich hab ihm sein Ding nicht abgebissen, aber fest genug, daß er wußte, daß ich wußte, daß er ein verlogener Dreckskerl war. Am gleichen Abend bin ich nach Hause geflogen - Weihnachtsabend. Alle im Flugzeug waren wirklich richtig nett zu mir; ich vermute, die wußten Bescheid. Wir hatten eine kleine Party - in dem ganzen großen Flugzeug waren nicht mehr als zwanzig oder dreißig Leute; es war vermutlich eine ziemlich traurige Veranstaltung, aber irgendwie war's auch nett.  - Jerry Oster, Dirty Cops. Reinbek 1994 (zuerst 1992)

 

Weihnachten Erinnerung

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme