eiberblick  Unter ihrem Blick, der ihn, ohne daß er gewußt hätte warum, an den der Dirne erinnerte, die er am Abend vorher in den Folies-Bergère getroffen hatte, gewann Duroy seine Sicherheit wieder. Sie hatte graue Augen, von einem Blaugrau, das ihnen einen seltsamen Ausdruck verlieh, eine schmale Nase, volle Lippen, ein etwas fleischiges Kinn, ein unregelmäßiges, verführerisches Gesicht voll Liebenswürdigkeit und Schelmerei. Es war eines jener Frauengesichter, in denen jede Linie eine besondere Anmut offenbart, eine Bedeutung zu haben scheint, in denen jede Regung etwas zu sagen oder zu verbergen scheint.   - Maupassant, Bel-ami. Hattingen 1961 (zuerst 1885)

Weiberblick (2) Ihre Augen brannten in dem Wunsch zu verführen, in jener Begier, den Mann zu besiegen, die den unkeuschen Blick der Frauen faszinierend macht wie den einer Raubkatze - und sie riefen, fesselten mich, nahmen mir alle Kraft zu widerstreben, packten mich mit gebieterischer Glut. Es war ein kurzer Kampf, wortlos und heftig, nur zwischen den Augäpfeln, der ewige Kampf zwischen den beiden Menschentieren, Männchen und Weibchen, bei dem das Männchen immer unterliegt. - (nov)

Weiberblick (3)  Venusblicke sind das einzig Sichere. Dämonie ist ein Rindslendenstück. Bettgeisttrompeten sind Barbaraien. Die Seele ist kein Brückengeländer. Die Liebe eine Schwanerei. - (ser)

Weiberblick (4)   Trelkovsky saß neben Stella, deren auf der Sitzbank breitgedrückter Schenkel sein Hosenbein berührte. Er hätte sich gerne ihrem Blick entzogen, aber er zwang sich, sie anzuschauen. Sie lächelte ihm zu.

Er fand ihr Lächeln obszön. Überhaupt erschien ihm ihre ganze Mimik voller Doppeldeutigkeit. Scheinbar dachte sie an nichts anderes als an den Liebesakt. Ihre Art, in kleinen Zügen den Schaum vom Bier zu schlecken, war bezeichnend. Ihre Haut mußte voller Fingerabdrücke sein. Ein Tropfen Bier entging ihren Lippen und rann über das Kinn bis zum Hals hinab. In der Höhe des Schlüsselbeins zerdrückte sie ihn mit sinnlichem Nachdruck. An der Druckstelle wurde die Haut weiß und nahm unmittelbar danach ihre rosa Farbe wieder an. Während sie sich vorbeugte, um das Glas auf dem Tisch abzusetzen, glitt ihr Mantel hinter ihren Rücken. Mit einer Drehung des Oberkörpers, die ihre Brüste hin- und herschaukeln ließ, befreite sie sich vollends von ihm. Von der Seite gesehen, rief ihre Brust zahlreiche Achselfalten in der Bluse hervor. Stella mußte sich dessen bewußt sein, denn sie strich mit ausgestrecktem Daumen über diese Stelle, um sie zu glätten. Diese Geste hob den BH im Relief unter der Bluse hervor. Es mußte ein versteifter BH sein. Ja, er erinnerte sich, es war ein versteifter BH.

Und weiter unten?

Der Rock spannte sich über den Hüften. Die sitzende Haltung warf zahlreiche Falten hervor, die sich über die ganze Breite des Unterleibes zogen. Der Slip, der Hüftgürtel und die Strumpfbänder zeichneten sich ebenfalls im Relief ab. Der kurze Rock reichte kaum bis zu den runden Knien. Sie schlug die Beine übereinander. Die Strümpfe verliehen ihnen die Farbe einer Brezel. Sie zog den Rock etwas höher und setzte die streichelnde Gebärde auf dem Bein fort. Die über die Nylonmaschen streifenden Fingernägel erzeugten ein eigenartiges Geräusch. Mit der Spitze des linken Fußes massierte sie mechanisch die rechte Wade. Sie lachte.

»Sollen wir nicht zu mir gehen?« - Roland Topor, Der Mieter. Zürich 1976 (detebe 20358, zuerst 1964)

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