eib, modernes Fèlicien Rops hat das moderne Weib als Dirne an den Pranger gestellt, die Dirne mit dem knochigen Körper, mit dem zugleich starren und von Alkohol wirren Blick, mit den vorstehenden Kinnladen, die Dirne, deren ungeheure Macht sich grausig zusammensetzt aus Gemeinheit, aus Häßlichkeit, aus Dummheit und Kloakengeruch.
Es ist das von einer depravierten Moralität vergiftete und zersetzte
Sexualleben, das sich durch die intellektuelle Kunst
des Rops ausspricht. Neben den grausamen Racheweibern düsterer Liebestragödien,
deren Wollust die starke Würze sadistischer Gefühle liebt, zeigt Rops in der
unerschöpflichen Galerie der modernen Frau jene »lächelnden Kinder der Lust«,
deren Typ die von Kraft strotzende Gassenvenus auf dem Bilde »Pornokratie« verkörpert.
Rops steigt in die Hölle des Bordells und der Kneipen, um die Frauen zu zeigen,
an denen die Unzucht ihr Zerstörungswerk begonnen hat. Ermüdet und angeekelt
von dem ewigen Einerlei ihres Metiers, haben diese Frauen, denen der Becher
der Lust schal geworden ist, ihre Zuflucht zum Absinth genommen, der ihnen noch
ein paar trübe Illusionen, eine künstliche Heiterkeit und einen armen Rausch
des Vergessens schenkt. Hohläugig liegt so in Erwartung der gewohnten Umarmung,
mit ein paar Hemdfetzen um den verblühenden Leib, jene Messalina auf dem Blatt
»Lassata«, entnervt und ausgelaugt wie ihre Schwester »Venus militans«. Fortschreitend
auf dem jähen Abweg des Verfalls wird sie zur wüsten Trinkerin, in deren Augen
nur noch die Feuer des Alkohols glimmen, oder zu jenem ganz entfleischten Weibe,
in dem der Künstler »Mors syphilitica« verkörpert. Von der aufpeitschenden Schönheit
der irdischen Göttinnen ist nichts geblieben als ein Haufen »menschlicher Trümmer«,
das von den modernen Perversitäten ganz erniedrigte und zerstörte Weib, das
auf den Unrathaufen geworfene Spielzeug des Teufels. - (
erot
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