eib, greuliches  
 

 Avff eine vngeschaffene vnd lasterhaffte WeibsPersohn.

1.

WJe kan ich doch verschweigen /
Dein Ehre / Ruhm vnd Preiß /
Den wo find ich deins gleichen /
Kein Land noch Stadt ich weiß /
Dein harten RabenFedern gleicht /
ist schon der Adler stoltz.
An Farben er dir gerne weicht /
wie auch das Ebbenholtz.

2.

Kein Eichel ist so runde
Als deine hohe Stiern /
Drinn hastu gar im grunde
Ein sehr verschmitzt Gehiern /
Viel Einfäll hastu drinnen /
Als wie ein Altes Hauß
Des Midas Witz vnd Sinnen
Sein deinem gleich durchauß.

3.

Dein Augen Glantz wol trutzet
Den Edelsten Rubin /
Vnd deine Naß gestutzet
Sticht alle Bracken hin /
Die Lippen auch vergleichen sich
Den schönesten Türckoß /
Die Zeen dem Golt dergleichen ich
Nicht bald gesehn so groß.

4.

Dein Mund hat Taschen weite /
Wie Ahtstein ist dein Halß /
Die Wangen Tellers breite /
Die Brüste gleiches falß /
Wie JmmenKörb auch ist dein Rück
Geschlacht als eine Laut /
Dein Leib als wie ein Bierfaß tück /
Vnd hast ein Jgels Haut.

5.

Subtiel seyn deine Hände /
Vnd wie Waschhöltzer weich /
So fertig vnd behende /
Den BährenTatzen gleich /
Du hast auch so ein scharff Gesicht
Gleich wie der Venus Kind /
Vulcan ist so gerade nicht
Du bist jhm zu geschwind.

6.

Alt bistu gnug von Jugend
Steckst recht biß oben an
Als ein Sack voller Tugend /
Es rühmt dich jederman /
Du hütest dich vor Kätzerey
Bleibst auß der Kirchen drumb /
Schleffst nachmittag ein Vhr zwey drey
Wirst nicht von Arbeid krumb.

7.

Wer hört dein klüglich sprechen
Dem möchte wol das Hertz
Jn Kleidern schier zerbrechen /
Dein Singen klingt ohn Schertz /
Daß manchem was entgehet
An Sinnen / Krafft vnd Macht /
Ein jeder leicht verstehet /
Was dein Gesang vrsacht.

8.

Die höfflichen Geberden
Sein so das jeder spricht
Wem du zu Theil wirst werden /
Tarff keines Affen nicht /
Heltst erbar dich in allen /
Lachst nicht biß das ein Kind
Jst von der Banck gefallen /
Denn blärstu als ein Rindt.

9.

Du kanst mit recht beweisen
Wie man soll halten Hauß /
Pflegst in die Töpff zu schmeisen
Gesind jßt Katz und Mauß /
Kochst besser als des Keysers Koch /
Es sagt die gantze Stadt
Daß man ins dritte Hauß noch
Die Kost gerochen hat.

10.

Jch wündsch / vnd will nicht liegen
Daß so dich jemand freyt
Mein Feind dich möchte kriegen /
Jch gönne dir allzeit
Mehr als ich selbsten nicht begehr /
Jst dir zu wenig daß
So wündsche selbst das nimmermehr
Jch dir mag gönnen waß. 

  - Gabriel Voigtländer, nach: Lyrik des Barock I, Hg. Marian Szyrocki. rk 538, Reinbek bei Hamburg 1971

 

Weib Greuel

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme