egwischen »Und,
sind Sie es, Meister?« fragte ich, »sind Sie Jude?« — »Nicht, daß ich wüßte«,
antwortete er, »meine jüdischen Freunde haben mich nie für einen gehalten; und
die Gojim haben keinen Schimmer.« Dann, auf der Höhe der Auseinandersetzung,
brach ein Journalist einer der noch halbwegs freien Zeitungen eine Lanze für
ihn, natürlich nicht, indem er seine Kollegen zur Ordnung rief, sondern indem
er versuchte zu beweisen, daß Poelzig schon immer Nationalist gewesen
sei, er keinen Tropfen jüdischen Blutes in den Adern habe (»Ich bin der Sohn
eines Bierkutschers und der Gräfin Poelzig«) und die nicht widerrufene Einladung
nur ein (»natürlich bedauerliches«) Versehen gewesen sein konnte. Ich war so
indiskret, ihn nach dem Zwischenfall zu fragen, und er gestand mir: »Es ist
doch so, kleiner Posener: Ein Köter pinkelt mir ans Hosenbein, und dann kommt
gleich jemand und versucht das wegzuwischen, wodurch der Fleck
noch größer wird.« - Julius Posener, Heimliche Erinnerungen. München 2004
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