Weben  Wie kommt es, daß man genau dort stehenbleibt, wo man stehengeblieben ist? Wie kommt das? Wie? Hat es einen Grund, oder hat es keinen? Warum nicht einen Meter davor, warum nicht einen Meter dahinter? Warum gerade dort, wo man ist, und nirgendwo sonst?

Der eine wird sagen: reiner Zufall. Und wenn du nicht da stehengeblieben wärst, wärst du eben woanders stehengeblieben. Deine Geschichte wäre dann anders verlaufen. Während du lebtst, webst du dir deine Geschichte selbst.

Aber andere sagen: Du hättest nirgendwo sonst als hier stehenbleiben können, selbst wenn du es gewollt hättest. Es wurde bestimmt, es wurde befohlen, daß du an dieser Stelle stehenbleiben solltest und nirgendwo sonst. Deine Geschichte wartet dort schon auf dich, sie wartet dort schon seit hundert Jahren auf dich, lange bevor du überhaupt geboren wurdest, und du kannst keinen Deut daran ändern. Alles, was du tust, mußt du tun. Du bist der Zweig. Und das Wasser, auf dem du treibst, hat dich hierhergeführt. Du bist das Blatt. Und der Wind, auf dem du treibst, hat dich hierhergeweht. Dies ist deine Geschichte, und du kannst ihr nicht entrinnen. Du bist nur der Schauspieler, nicht der Regisseur. Das wird jedenfalls von einigen behauptet. - Cornell Woolrich, Ich heiratete einen Toten. Zürich 1989 (zuerst 1948)

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