Walze (2) Die nordischen
Wogenprescher — und auch ihre Frauen — waren nicht zart besaitet. Wo sie
landeten, wuchs lange kein Gras mehr. Es war auch besonders unangenehm,
daß sie ihren Göttern Menschenopfer darbrachten.
Das wird auch heute noch geübt, dem Gotte Mars oder dem Gotte Nation, Rasse,
Idee oder sonst einem Gotte Vorbehalt zu Ehren; doch die Darbringer würden
sich empören, wollte man sie mit irgendwelchen Piraten vergleichen. Allerdings
betrieben die Nordmänner, diese — wie sagte doch ein italienischer Papst
beim Anblick einiger aufgegriffener Exemplare? — engelhaft aussehenden
blonden, blauäugigen Recken, die Opferung besonders schaurig. Wenn sie
nämlich irgendwo an Land gingen, zogen sie ihre schönen, bunten, wundervoll
gebauten Langschiffe aufs Ufer, meistens zur Flutzeit. Um nun jederzeit
wieder entflitzen zu können, also auch, wenn der Strand bei Ebbe trocken
lag, war immer das erste, daß eine Abteilung beordert wurde — sicher die
Blessierten oder sonstwie nicht ganz Einsatzfähigen —, Baumstämme zu beschaffen,
die als Walzen unter die Schiffskiele gelegt werden konnten. Auf diese
Art rollte man die schweren Fahrzeuge dann wieder ins Nasse. Dabei packte
man zwischen diese rohen Walzen einige Gefangene. Die Todesschreie der
Zerquetschten waren nach wikingischer Ansicht dem Donnergotte und den weißmähnigen
Wogengöttinnen das nötige Labsal, um jede Vorhersage
des Wetters ins Günstige zu drehen. -
(bord)
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