Walze

   

- Ronald Searle

Walze (2)  Die nordischen Wogenprescher — und auch ihre Frauen — waren nicht zart besaitet. Wo sie landeten, wuchs lange kein Gras mehr. Es war auch besonders unangenehm, daß sie ihren Göttern Menschenopfer darbrachten. Das wird auch heute noch geübt, dem Gotte Mars oder dem Gotte Nation, Rasse, Idee oder sonst einem Gotte Vorbehalt zu Ehren; doch die Darbringer würden sich empören, wollte man sie mit irgendwelchen Piraten vergleichen. Allerdings betrieben die Nordmänner, diese — wie sagte doch ein italienischer Papst beim Anblick einiger aufgegriffener Exemplare? — engelhaft aussehenden blonden, blauäugigen Recken, die Opferung besonders schaurig. Wenn sie nämlich irgendwo an Land gingen, zogen sie ihre schönen, bunten, wundervoll gebauten Langschiffe aufs Ufer, meistens zur Flutzeit. Um nun jederzeit wieder entflitzen zu können, also auch, wenn der Strand bei Ebbe trocken lag, war immer das erste, daß eine Abteilung beordert wurde — sicher die Blessierten oder sonstwie nicht ganz Einsatzfähigen —, Baumstämme zu beschaffen, die als Walzen unter die Schiffskiele gelegt werden konnten. Auf diese Art rollte man die schweren Fahrzeuge dann wieder ins Nasse. Dabei packte man zwischen diese rohen Walzen einige Gefangene. Die Todesschreie der Zerquetschten waren nach wikingischer Ansicht dem Donnergotte und den weißmähnigen Wogengöttinnen das nötige Labsal, um jede Vorhersage des Wetters ins Günstige zu drehen.  - (bord)

 

Werkzeug Glätten Drehen

 

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