Wahrhaftigkeit  Zeus nahm zwei der Töchter der Gaia und des Uranos, zwei Schwestern der Mutter Rhea, zur Frau. Die eine war Themis. Ihre Hochzeit schilderte uns Pindar. In der Geschichte, die er uns wiederholte, war Themis die erste Gattin des Zeus. Zuerst führten die Moiren - so erzählt der Dichter - die himmlische Themis, die gute Ratgeberin, hinauf, mit goldschimmernden Stuten, von den Quellen des Okeanos zum Aufgang des Olympos, aufglänzendem Wege, damit sie des rettenden Zeus uranfängliche Gattin werde. Sie gebar ihm die wahrhaftigen Horen, die Göttinnen mit dem goldenen Stirnband, die die herrlichen Früchte bringen. Tn einer anderen Erzählung, einer Geburtsgeschichte des Zeus, kam Themis in derselben Rolle vor wie Adrasteia: sie nahm das Kind nach seiner Geburt entgegen und brachte es zur Amaltheia. Das steht nicht in Widerspruch damit, daß sie auch seine Gattin werden konnte. Und dabei scheint Themis, ebenso wie Adrasteia, nur ein anderer Name für die Mutter Rhea gewesen zu sein.

Das ist ein Name, der schon mehr als einmal genannt werden mußte: das Wort themis bededeutet in unserer Sprache die Regel der Natur, die Norm des Zusammenlebens der Geschlechter, ja des Zusammenlebens der Götter und Menschen überhaupt. Es ist leicht, ihr zu folgen; sie verbietet aber auch manches. Die Göttin Themis vereinigt die Götter zu Versammlungen, wie sie dies auch mit den Menschen tut. Und es ist themis, daß Männer und Frauen einander nahen und sich in Liebe vereinigen. Es wäre aber gegen die Themis gewesen, wenn die Frauen sich nicht mit Schamhaftigkeit und Bekleidung schützen wollten. Die Horen, die Töchter der Themis, umhüllten sogar Aphrodite mit Gewändern, kaum daß sie aus dem Meere aufgetaucht war. Hora bedeutet die richtige Zeit. Ihre Göttinnen sind die drei Horai, die nicht trügen und täuschen und daher mit Recht wahrhaftig genannt werden. Sie bringen und geben die Reife an, kommen und gehen nach der festen Regel der Periodizitäten der Natur und des Lebens, Ihnen waren die Tore des Himmels und des Olympos anvertraut, durch die Hera ein- und auszog. Themis empfing die Hera, wenn die Zürnende auf dem Olymp ankam. Die beiden Göttinnen waren befreundet. Es wurde erzählt, daß die Horen die kleine Hera erzogen hatten. Mit Namen hießen sie: Eunomia, »gesetzliche Ordnung«, Dike, »gerechte Vergeltung«, und Eirene, »Frieden«; das also war es, was diese Göttinnen, die Zeus mit der Themis gezeugt hatte, in die Welt brachten.    - (kere)

Wahrhaftigkeit (2)  Ganz wahrhaftig zu sein - herrliche heroische Lust de Menschen, in einer lügenhaften Natur! Aber nur sehr relativ möglich! Das ist tragisch. Das ist das tragische Problem Kants! Jetzt bekommt die Kunst eine ganz neue Würde. Die Wissenschaften dagegen sind einen Grad degradiert.

Wahrhaftigkeit der Kunst: sie ist allein jetzt ehrlich.

So kommen wir, auf ungeheurem Umweg, wieder auf das natürliche Verhalten (bei den Griechen) zurück. Es hat sich unmöglich erwiesen, eine Kultur auf das Wissen zu bauen.   - Friedrich Nietzsche, "Die Unschuld des Werdens"

 

Wahrheit

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Aufrichtigkeit
Synonyme