ählerisch sein   In welchem Maße ein Tier gleich welchen Geschlechts wählerisch ist, steht in einem direkten Zusammenhang zu der elterlichen Pflege, die es seinem Nachwuchs angedeihen läßt. Ein Birkhahn, der außer seinem Sperma nichts investiert, paart sich mit allem, was einem Weibchen auch nur im entferntesten ähnlich sieht: Ein ausgestopfter Vogel oder ein Modell reichen ihm. Ein Albatrosmännchen, das sich ganz der Aufzucht seiner Jungen widmet, ist ungemein argwöhnisch, selektiv und dabei bestrebt, das beste verfügbare Weibchen zu ergattern. Das wählerische Verhalten des Menschen ist also einmal mehr Ausdruck der Tatsache, daß der Mensch in der Tat eine Paarbindung eingeht und in seine Jungen investiert - im Gegensatz zu einigen seiner anspruchslosen Menschenaffen-Cousins. Dies ist eine Hinterlassenschaft seiner in der Vergangenheit gelebten Monogamie: Wähle sorgfältig, denn vielleicht ist es deine einzige Chance. Die ungeheure Faszination, die weibliche Jugend auf einen Mann ausübt, deutet darauf hin, daß Paarbindungen ein Leben lang währten. Hierin sind wir allen anderen Tieren ziemlich unähnlich. Schimpansen finden alte Weibchen nicht weniger attraktiv als junge - vorausgesetzt sie sind brünstig.  - Matt Ridley, Eros und Evolution. Die Naturgeschichte der Sexualität. München 1995 (zuerst 1993)

Wählerisch sein (2)   Die Eltern rasen gegen Polizei und Mörder. Der Vater ist manisch, rabiat, bedrohlich. Wahrscheinlich ist das der Grund, weswegen Haarmann feige und verängstigt, grade diesen Fall zäh abstreitet, indem er besonders anführt, daß er an seinem Geburtstage (24. Oktober) keinen umgebracht haben könne, weil er an diesem Tage sich in den Gastwirtschaften der Altstadt betrunken habe. Seine Taten aber seien immer in nüchternem Zustand begangen. Alkohol lähme den Geschlechtstrieb. Zu den Eltern redet er so: "Ich hatte meinen Geschmack. Einen so häßlichen Jungen wie nach dem Bilde Eurer einer ist, hätte ich nie genommen. Ihr sagt, daß Euer Junge nicht mal ein Hemd anhatte. Und die Hosen waren mit Bindfäden an sein Bein gebunden. Pfui Deibel! Schämt Euch, daß Ihr den Jungen so lodderig laufen laßt. Stoffreste wie Eure da, gibt es viele. Bildet Euch man nichts ein. Euer Junge war mir lange nicht gut genug."  - Theodor Lessing, Haarmann. Die Geschichte eines Werwolfs. Berlin 1925
 
 

 

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