Wachsfigurenkabinett  »ich bemerkte sie. Ich stand in der Nähe des Durchgangs, der in den Keller führt - wo ich meine Schreckensgalerie habe -, und zunächst schien sie mich für eine Wachsfigur zu halten und betrachtete mich verwundert. Ein schönes Mädchen. Schick. Dann fragte sie mich: ›Wo ist der Satyr?‹«

»Was, zum Teufel, meinte sie damit?« knurrte Chaumont.

»Eine der Figuren in der Galerie. Aber hören Sie!« Augustin beugte sich wieder vor. Sein weißer Bart, sein glänzendes knochiges Gesicht, seine blaßblauen Augen, alles bebte vor Eifer. »Sie dankte mir. Als sie hinunterging, trat ich zum Eingang, um zu sehen, wieviel Zeit noch bis zum Schließen des Museums war. Im Gehen sah ich hinter mich. Ich sah die Treppe hinunter. Das grünliche, trübe Licht reflektierte auf den rohen Mauersteinen zu beiden Seiten der Treppe. Mademoiselle befand sich fast an der Kehre. Ich hörte ihre Fußtritte und sah, wie sie vorsichtig ihren Weg suchte. Und dann könnte ich beschwören, daß ich noch eine andere Gestalt auf der Treppe sah, die ihr schweigend hinunterfolgte. Diese Gestalt war Madame Louchard, die tote Axtmörderin aus der Galerie, denn ich erkannte ihren Pelzkragen und ihren kleinen braunen Hut.«   - John Dickson Carr, Club der Masken. München 1977 (Crime Classics 1740)

Wachsfigurenkabinett (2)  Einst in einer Posada hört' ich im Schlafzimmer neben dem meinigen allerlei Stimmen durcheinander murmeln und sagen: ›Schoppe kommt auch zu uns.‹ Ich stand auf, das fremde Zimmer war zugeschlossen. Ich hör' es wieder, das teuflische: ›Schoppe kommt auch herein.‹ Meine Stube hatte einen Erker, aus dem könnt' ich durch das nahe Fenster in die Murmel-Stube bei dem Mondlicht sehen. In Graus und kraus saß sämtliches Wachs drinnen und ließ sich hören, der wächserne Kahlkopf mitten darunter; ich suchte aber den lebendigen auf. Die Wachs-Bestien wechseln gegeneinander ihre fixen Ideen aus, und mich wechseln sie ein - >Dort guckt unser Ehrenmitglied herein‹, sagte der Wachs-Kahle. - Bei Gott! ich muß kurz sein, mir brennt das Blut wieder durchs Herz. - Ich wüte, hole Geschoß und ersuche Gott um ein verträgliches Gemüt, das nachgibt. Zum Unglück merk' ich hinten in einer mondleeren Ecke neben einem Vater des Todes und einer Schwangern von Wachs einen schwarzen Mantel, der sich regt und aus welchem der lebendige Tongeber, der Kahlkopf, guckt. ›Schwarzer Bauchsprachmeister‹ (rief ich) ›schweige um Gottes Willen, ich seh' dich dort hinten und schieße hinein.‹ - Ich hielts für Bauchsprache.

Jetzt fing erst das Tollhaus recht an, ich hörte es lachen - mich hineinrufen und einen Kameraden und Klubisten mich betiteln - ›Präses,< (sagt' ich) ›ich bin bekanntlich ein Mensch und seh' dich ganz deutliche - Es half nichts, der wächserne Kahlkopf versetzte vielmehr: ›Dort sitzt ja Bruder Schoppe schon‹, und ich sah wirklich auch mich bossiert und poussiert all-dort. - ›Hier ist er auch zu haben‹, rief ich grimmig und schoß auf den Logenmeister hin, der blutend umstürzte.  - Jean Paul, Titan

 

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