Wer rettet Matern? Denn was ist alle verstiegene Philosophie gegen ein einziges Stehaufmännchen ohne Vernunft! Was ist die siebenmalige und zipfelmützensüchtige Besteigung des Feldberges gegen sechs kontaktwütige Steckdosen! Dazu das Geplärre: «Mach mir 'n Kind. Mach mir eins weg. Mach mich dick. Paß auf, daß nischt hängenbleibt. Spuck mich voll. Kratz mich aus. Rein. Weg. Eierstöcke!» Wer rettet Matern, kämmt ihm die toten Haare aus und knöpft ihm bis auf weiteres die Hose zu? Wer ist lieb zu ihm, selbstlos? Wer stellt sich zwischen ihn und die behaarten aufgeweichten Semmeln?
Allenfalls der Hund. Pluto versteht es, das Schlimmste zu verhüten: Otto
Warnkes Putzfrau und Göpferts Vera jagt er, die eine im April, die andere im
Mai, über die Rheinwiesen, aus einer Kiesgrube, wo sie Matern das Rückenmark
aussaugen, ihm die Hoden abbeißen wollen. Auch vermag Pluto inzwischen zu wittern
und anzukündigen, sobald sich eine nähert, die des Tropfhansls Liebesperlen
im Täschchen verwahrt. Er bellt, knurrt, stellt sich dazwischen und deutet mit
stoßender Schnauze den tückischen Seuchenherd an. - Günter Grass, Hundejahre. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1963)
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