Vorrecht  »Was ist denn Besonderes an ihnen? Die allersimpelsten Frauen sind es, das kann man wohl sagen, voll von Vorurteilen, und doch läßt man sie durch; dich aber und mich würde man, selbst wenn wir Staatsräte wären, unter keinen Umständen durchlassen.«

»Wie merkwürdig Sie urteilen, meine Herren!« warf der Gehilfe des Polizeivorstehers ein und blickte dabei Probkin vorwurfsvoll an. »Wollte ich Sie einlassen, Sie würden sogleich zu drängeln anfangen und Unfug treiben; bei einer Dame aber kommt so was, dank der ihr eigenen Delikatesse, niemals vor!«

»Ach, gehen Sie!« entgegnete Probkin erzürnt. »Die Damen sind immer die ersten, die in der Menge zu drängeln anfangen. Ein Mann steht ruhig da und schaut, wohin er gerade schauen muß, eine Dame jedoch spreizt die Arme und stößt einen jeden, damit nur ihre Kleider nicht gedrückt werden. Darüber ist nicht zu reden! Das weibliche Geschlecht hat eben in allem Glück. Frauen sind vom Militärdienst frei, auf Tanzabenden brauchen sie nicht zu zahlen, und außerdem sind sie sogar von jeder körperlichen Züchtigung befreit... Aber ich frage Sie, wegen welcher Verdienste geschieht das? Ein Mädchen läßt ihr Taschentuch fallen - heb's auf; sie tritt ins Zimmer - steh auf und biet ihr deinen Stuhl an; sie geht fort - begleite sie ... Und denken Sie mal erst an die Titel! Um den Rang eines, sagen wir mal, Staatsrates zu erreichen, müssen du und ich unser ganzes Leben lang schuften, ein Mädchen jedoch kann in einer kleinen halben Stunde sich mit einem Staatsrat verheiraten, und dann ist sie wer. Um Graf oder gar Fürst zu werden, muß ich die ganze Welt unterwerfen, einen Schipkapaß nehmen oder Minister gewesen sein; irgendeine Warjenka oder Katjenka aber, Gott steh mir bei, auf deren Lippen die Milch noch nicht trocken geworden ist, wirbelt vor dem Grafen mit ihrer Schleife, zwinkert mit den Äuglein - und schon ist sie Durchlaucht ... Du, zum Beispiel, bist Gouvernementssekretär ... Diesen Rang hast du dir, sozusagen, mit Blut und Schweiß errungen; deine Marja Fomischna aber? Aus welchem Grunde ist sie Gouvernementssekretärin? Nur ein Popenkind - und hat dennoch Beamtenrang. Eine schöne Beamtenfrau! Versuch's mal, sie unsere Geschäfte erledigen zu lassen, sie wird dir als erstes den Eingang als Ausgang buchen.«

»Dafür bringt sie mit Schmerzen Kinder zur Welt«, warf Swistkow ein.

»Auch eine Sache! Sie sollte einmal vor der Obrigkeit stehen wenn die einen kalt anbläst, dann wird ihr das Kinderkriegen wie ein Vergnügen vorkommen«.  - (tsch)

Vorrecht (2) Der Schwertfeger Albrecht Slichting bestätigte den Herren, daß er nach der Geburt des neunten Kindes und, nachdem die Pest drei Kinder gerafft hatte, fünf sonstwie verstorben waren, auf Verlangen seiner Frau und im Beisein des dominikanischen Priors schriftlich verzichtet habe, je wieder seiner Dorothea beizuliegen, worauf ihr das Sonderrecht zugesprochen wurde, wöchentlich einmal den Leib des Herrn zu genießen.   - (but)
 
 

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