Vorlesung, magische  In einer seiner magischen Vorlesungen, in welcher er uns mit seinem Degen in der Hand, Ernst Andacht und Stille geboten, nachdem er den magischen Kreis um uns gezogen hatte, versuchte Herr Hinz, der ihn schon damals für einen Betrüger hielt, mit lautem Seufzen und in einem komischen Tone alles was Cagliostro sagte, nachzusprechen. Cagliostro sprang auf, warf den Tisch und die Stühle um, gebot uns allen das Zimmer zu verlassen, wenn wir durch böse Geister nicht zerschmettert werden wollten; er selbst stürzte sich aus dem Zimmer hinaus, wir flohen ihm nach. Er warf sich konvulsivisch in einen Lehnstuhl, behielt seinen Degen wohlbedächtig in der Hand, gebot unter fürchterlichen Drohungen, daß alle sich von ihm entfernen sollten, weil der, der sich ihm nahe, durch Dämonen unglücklich werden würde. Wir verließen ihn insgesamt; nur Herr von Medem aus Tittelmünde trat ganz nahe an ihn, blieb vor ihm stehen, und faßte ihn an der Hand in welcher er den Degen hielt, um seiner auf alle Fälle mächtig werden zu können. Cagliostros Frau beschwor Herrn v. Medem, wenn er nicht des Todes sein wollte, ja hinaus zu kommen: dieser aber erwiderte; er wolle sich den guten und bösen Geistern überlassen, denn er würde nicht von Cagliostro weichen, bevor er sähe wie es mit ihm und seiner Ohnmacht ablaufen würde. Herr v. Medem übertrat also das so strenge Gebot, erfolgte den dringenden Warnungen des Cagliostroschen Ehepaares nicht, und blieb bei unserm Wundermanne stehen, bis dieser es für gut befand aus seiner Ohnmacht zu erwachen. Dennoch wurde diesem mutigen Schüler von den Dämonen kein Haar gekrümmt.   - Elise von der Recke, nach: Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. Hg. Klaus H. Kiefer. München, Leipzig und Weimar 1991  (Bibliothek des 18.Jahrhunderts)
 
 

Vorlesung Magie

 

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