Vorläufer  

 
 

 - Johannes der Täufer, nach dem Märtyrerspiegel

Vorläufer (2)

Vorläufer (3)  Wissen wir überhaupt, was die Termiten erfunden haben ? Ohne noch einmal in Bewunderung zu geraten über ihre kolossalen Bauten, ihre wirtschaftliche und soziale Organisation, ihre Arbeitsverteilung, ihre Kasten, ihre Politik, die von der Monarchie bis zur biegsamsten Oligarchie fuhrt, ihre Verproviantierungsmethoden, ihre Chemie, ihre technischen Einrichtungen, ihre Heizung, ihre Kunst, das Wasser wiederherzustellen, ihre Vielgestaltigkeit, wollen wir uns nur fragen, da sie uns ja um mehrere Millionen Jahre voraus sind, ob sie nicht durch Prüfungen hindurch mußten, die auch uns wahrscheinlich noch bevorstehen. Wissen wir denn, ob nicht der Sturz der Temperatur in den geologischen Zeitaltern, zur Zeit, da sie noch Nordeuropa bewohnten - denn man findet ja ihre Spuren in Deutschland, England und der Schweiz -, sie dazu gezwungen hat, sich einer unterirdischen Existenz anzupassen, die nach und nach zur Verkümmerung ihrer Augen und zu der entsetzlichen Blindheit der meisten von ihnen geführt hat ? Erwartet uns nicht die gleiche Prüfung in einigen Jahrtausenden, wenn wir uns in den Schoß der Erde werden flüchten müssen, um dort nach einem Rest von Wärme zu suchen; und wer sagt uns, daß wir diese Prüfungen ebenso erfinderisch, ebenso siegreich bestehen werden wie sie? Wissen wir, wie sie sich untereinander verstehen und verständigen? Wissen wir, nach welchen Experimenten, nach welchen tastenden Versuchen sie zu der zweifachen Verdauung der Zellulose gelangt sind? Wissen wir, was diese Art Gesamtpersönlichkeit, Gesamtunsterblichkeit ist, der sie unerhörte Opfer bringen und die sie auf eine Weise zu genießen scheinen, die wir nicht einmal fassen können? Wissen wir endlich, wie sie zu der märchenhaften Vielgestaltigkeit gelangt sind, die es ihnen ermöglicht, je nach den Bedürfnissen der Gemeinschaft fünf oder sechs so verschiedene Individuen zu erschaffen, daß sie nicht derselben Gattung anzugehören scheinen? Dringt diese Erfindung nicht tiefer in die Geheimnisse der Natur ein als die Erfindung des Telephons oder der drahtlosen Telegraphie? Ist dies nicht ein entscheidenderer Schritt vorwärts auf dem Weg zu den Mysterien der Zeugung und der Schöpfung? Wie weit sind wir in dieser Frage, die die eigentliche Lebensfrage ist? Nicht nur ist es uns versagt, nach unserem Willen ein männliches oder weibliches Geschöpf zu zeugen, sein Geschlecht bleibt uns sogar bis zu seiner Geburt völlig unbekannt. Wüßten wir, was diese unglückseligen Insekten wissen, so könnten wir nach unserem Belieben Athleten, Helden, Arbeiter, Denker hervorbringen, die, schon vor ihrer Empfängnis aufs äußerste spezialisiert und im wahren Sinne des Wortes vorausbestimmt, mit unseren Athleten, Helden, Arbeitern, Denkern nicht mehr zu vergleichen wären. Warum sollte es uns nicht eines Tages gelingen, das Gehirn, unser spezifisches Organ, unsere einzige Gegenwehr in dieser Welt, hypertrophisch zu vergrößern, ebenso wie sie es mit den Kiefern ihrer Soldaten und dem Eierstock ihrer Königinnen gemacht haben ?  - (maet)

Vorläufer (4)  
 

Reihenfolge

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme