Vorbesichtigung (2) Caligula legte weder
Wert auf seine eigene sittliche Reinheit, noch achtete er die Anderer. Mit Marcus
Lepidus, mit dem Pantomimenschauspieler Mnester und mit einigen in Rom als Geiseln
lebenden Fürsten soll er in gegenseitiger Unzucht gelebt haben. Ein junger Mann
aus konsularischer Familie, Valenus Catullus, hat es sogar in aller Welt ausgeschrien,
er sei von Caligula geschändet und durch den Verkehr mit ihm krank geworden.
Abgesehen von der Blutschande, in der er mit seinen Schwestern lebte, und seiner
weltbekannten Liebschaft mit der Prostituierten Pyrallis war auch sonst kaum
eine vornehme Frau vor ihm sicher. Meistens lud er die Frauen mit ihren Männern
zu Tisch, nahm sie dann, wenn sie an seinen Füßen vorübergingen, sorgfältig
und bedächtig, wie ein Kaufmann seine Ware, in Augenschein und hob ihnen auch
wohl mit der Hand das Gesicht in die Höhe, wenn sie es etwa aus Scham niederschlugen.
Sooft er dann Lust hatte, ging er aus dem Eßzimmer und befahl die, welche ihm
am besten gefallen hatte, zu sich. Wenn er dann bald nachher mit noch deutlichen
Spuren der Ausschweifung wiederkam so lobte er sie entweder oder tadelte sie
auch wohl ganz ungeniert, wobei er die einzelnen Vorzüge oder Mängel ihres Körpers
und ihres Benehmens beim Verkehr herzählte. Einigen Frauen schickte er im Namen
ihrer Ehemänner den Scheidebrief und befahl, diese Ehescheidungen so im Staatsanzeiger
2u veröffentlichen. - (sue)
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