Vogelsprache   Um ein Geräusch gut zu beschreiben, muß man sich vorstellen, was sein Äquivalent im Dialog wäre. Auf dem Dachboden wollte ich einen Ton, der dasselbe bedeutete, wie wenn die Vögel zu Melanie gesagt hätten: »Jetzt haben wir dich, jetzt fallen wir über dich her, wir brauchen kein Kampfgeschrei auszustoßen, wir bringen uns nicht in Wut, wir werden einen lautlosen Mord begehen.« Genau das sagen die Vögel zu Melanie Daniel, und das haben mir die Techniker mit dem elektronischen Ton auch gebracht.

In der Schlußszene, wenn Rod Taylor die Tür aufmacht und zum erstenmal alles voller Vögel sieht, wollte ich Stille haben, aber nicht irgendeine Stille, sondern eine elektronische Stille von einer Monotonie, als hörte man in der Ferne das Meer. In den Vogeldialog übersetzt, bedeutet dieser Ton künstlicher Stille: »Wir sind noch nicht ganz so weit, euch anzugreifen, aber wir bereiten uns vor. Wir sind wie ein brummender Motor. Gleich werden wir anspringen.«  - Alfred Hitchcock in: François Truffaut, Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? München 1973 (zuerst 1966)

Vogelsprache (2)  »Mein Kind, was hast du in der Schule gelernt?« Das Kind antwortet seinem Vater: »Nichts.«

»Nichts hast du gelernt?«       „

Der Kapitän sucht den Schulmeister auf und fragt ihn, ob sein Kind nichts lerne.

»In den Kopf dieses Kindes kann ich rein gar nichts hineintrichtern.«

Der Bub kommt daher, und der Vater fragt ihn wieder, was er in der Schule gelernt habe.

«Das ist alles: den Gesang der Vögel zu verstehen.« »Oh, mein Sohn, den Gesang der Vögel! Den Gesang der Vögel! Komm, komm an Bord des Schiffes mit mir!« Und er bringt ihn fort. Wahrend sie auf Fahrt waren, kommt ein Vogel und läßt sich am Schiffsende nieder und singt dabei: »Wirittitti, kirikiriki.«

»Mein Sohn, komm, komm; statt zuerst die Kunst der Schiffahrt zu erlernen, hast du gelernt, den Gesang der Vögel zu verstehen. Weißt du, was dieser Vogel singt?«

»Ja, mein Vater. Ich weiß, daß er singt, daß ich jetzt deinen Befehlen unterstehe, daß du aber auch den meinen unterstehen sollst.«

Was tut da der Kapitän? Er nimmt ein Faß, schlagt es oben durch und steckt seinen Sohn hinein. Er macht das Faß fest zu und wirft es ins Meer, und ein Sturm wirft es an Land. Gerade in diesem Augenblick ging da ein König spazieren, und er findet das Faß und läßt seine Männer holen. Sie machen sich daran, sich mit dem öffnen des Fasses zu versuchen, und der Junge ruft von drinnen heraus: »Vorsichtig, vorsichtig, da ist jemand drinnen!« Sie machen das Faß auf und der Junge kommt heraus. Der König nimmt ihn mit sich, und er heiratet die Tochter des Königs. Eines Tages wurde der Vater dieses Jungen von einem großen Sturm erwischt, und der Kapitän wird vom Sturm an die Meeresküste geworfen. Er ging zum König und sah seinen Sohn. Der Sohn erkannte den Vater, aber der Vater erkannte den Sohn überhaupt nicht, und er wurde Diener bei seinem eigenen Sohn. - Baskische Märchen. Übs. und Hg. Felix Karlinger und Erentrudis Laserer. Düsseldorf, Köln 1980 (Diederichs, Die Märchen der Weltliteratur)

 

Vogel Tiersprache

 

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