Völkerwanderung  Ich kam nicht weit: drei Tagesreisen flußaufwärts. Schon dort, wo später, viel später das Städtchen Dirschau mit seiner Eisenbahnbrücke über die Weichsel strategisch wichtig sein sollte, hatte ich Fußblasen, ängstigten mich die ungemütlichen Goten, schielte ich heimwärts und verfluchte den Butt, der mir geraten hatte, mich auf die Socken zu machen. (Auch behandelte mich mein Freund Ludger wie einen Pferdeknecht: von oben herab, gemein.)

Oft weinte ich beim Füßekühlen am Fluß. Unbehaust tat ich mir leid. Ich galt ja nichts bei den Eisenfressern. Zu ihren Thingversammlungen wurden wir Pomorschen nicht zugelassen. Ihre Pferde mußte ich striegeln, ihre Kurzschwerter mit Asche putzen, ihren Weibern den Filz aus den Haaren kämmen, ihre herrischen Metlaunen dulden. Und hatten sie zu viel getrockneten, in Stutenmilch vorgeweichten Fliegenpilz gekaut, wurden sie mörderisch aggressiv und prügelten uns stellvertretend für noch ausstehende Feinde. Einmal hörte ich, wie sie unter einer einzeln stehenden Eiche berieten, wann und wie sie mich und paar andere mitgelaufene, Pomorsche ihrem Hammergott Thor opfern würden: auf Lanzen gesetzt.

Und als ich dort, wo später am Ostufer Graudenz (die Festung) liegen sollte, von einem Pferd getreten, von einem Kurzschwert in den Daumen geschnitten, von Goitschenweibern als »pomorsche Sumpfquappe« beschimpft und von einem immer besoffenen oder vom Fliegenpilz benommenen Gotenkerl, der so zahnlos war, daß ich ihm Dörrfleisch vorkauen mußte, am hellichten Tag hinter einem blühenden Ginsterbusch in den Arsch gefickt wurde (wobei der Kerl nicht seinen Eberzahnhelm abnehmen wollte), lief ich davon, zurück.    - (but)

 

Wanderung Germanen

 

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