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Verzweiflung (2) Es ist eine ganz tolle Verzweiflung,
wenn man merkt, daß man dort, wo man ist, nicht hingehört. In dieser Verzweiflung
befand sich Abschaffel, als er wieder im Büro war. Er konnte lange gar
nicht glauben, daß es seine Kollegen noch immer gab und daß alles wirklich
weiterging. Alles, was er sah, störte ihn. Er arbeitete schleppend und
achtete darauf, in nichts verwickelt zu werden. Die Verzweiflung machte
ihn still und schreckhaft. Er war so schreckhaft, daß er die äußeren Ränder
seiner Brille schon mehrfach für den Schatten eines anderen Menschen gehalten
hatte, der überraschend an ihn herangetreten war. Er nahm dann die Brille
herunter und beruhigte sich. Es störte ihn, daß der Kollege, der ihm gegenübersaß,
sich die Nase putzte. In der Innentasche von Abschaffels Jacke war ein
Loch. Durch das Loch war eine einzelne Zigarette
hindurchgerutscht. Er griff mit zwei Fingern durch das Loch in der Innentasche,
hob mit der anderen Hand den Saum der Jacke hoch und fühlte die Zigarette,
die im Jackensaum lag. Er angelte die Zigarette wieder hoch und legte sie
auf den Schreibtisch. Abschaffel fühlte, daß der Kollege gegenüber, der
übrigens Ronselt hieß, sich nur schwer zurückhalten konnte, ein Gespräch
mit ihm anzufangen. Ronselt erzählte statt dessen halblaut Witze und sah
immer wieder auf Abschaffel, ob er nicht einmal mitlachte. Abschaffel verzog
keine Miene. Er war so hilflos erstaunt über die Tatsache, daß er nun wieder
in diesem Büro sein mußte, daß er glaubte, jeden Menschen durch eine künstliche
Versteinerung seines Gesichts abschrecken zu müssen. Wer weiß, was Elektrizität
ist, fragte Ronselt ins Büro. Elektrizität ist, sagte Ronselt, wenn man
morgens mit Hochspannung aufsteht, mit Widerstand an die Arbeit geht, den
ganzen Tag gegen den Strom schwimmt, dann geladen nach Hause kommt, an
die Dose faßt und eine gewischt kriegt, das ist Elektrizität. Abschaffel
hatte das Gefühl, es laufe ihm ein kleines Tierchen,
vielleicht eine Spinne, über das Gesicht, er faßte
mehrfach mit der Hand danach, aber es war eine Täuschung,
in seinem Gesicht war nichts. Einige Lehrlinge lachten, und Ronselt sah
auf Abschaffel. Wenn das Telefon klingelte und Abschaffel mußte den Hörer
abnehmen, dann sprach er ganz leise und gedehnt, mit zu langen Abständen
zwischen den Worten, bittend und brüchig, als plane er in sein Sprechen
schon seine Auflösung ein. Immer hatte er das Gefühl, alles, was hier mit
ihm zu tun hatte, kann nicht so bleiben. Die Arbeit eines Büroangestellten
hat den Vorteil, daß sie vorübergehend gespielt werden kann. - (
absch
)
Verzweiflung (3)
- N.N., nach
Wikipedia
Verzweiflung (4) Wen die Hoffnung,
den hat auch die Furcht verlassen: dies ist der Sinn
des Ausdrucks »desperat«. Es ist nämlich dem Menschen
natürlich, zu glauben was er wünscht, und es zu glauben, weil er es wünscht.
Wenn nun diese wohlthätige, lindernde Eigenthümlichkeit seiner Natur durch wiederholte,
sehr harte Schläge des Schicksals ausgerottet und er sogar, umgekehrt, dahin
gebracht worden ist, zu glauben, es müsse geschehn was er nicht wünscht, und
könne nimmer geschehn was er wünscht, eben weil er es wünscht; so ist dies eigentlich
der Zustand, den man Verzweiflung genannt hat. - (
schop
)