erweigerer  Die vorgeblichen Spielverweigerer können Sie daran erkennen, wie sie mit ihren moralischen Qualitäten protzen, mit ihrer Frömmigkeit, mit ihrem exzellenten Gerechtigkeitssinn.

Da es jedoch uns alle nach Macht dürstet und unser ganzes Verhalten darauf ausgerichtet ist, sie zu erlangen, streuen die Spielverweigerer uns bloß Sand in die Augen und lenken uns mit der Aura moralischer Überlegenheit von ihren eigenen Machtspielen ab. Wenn Sie sie genau beobachten, werden Sie feststellen, daß sie in Wirklichkeit oft Meister der indirekten Manipulation sind, selbst wenn sie diese unbewußt praltizieren, Und sie nehmen es ausgesprochen übel, wenn man die täglich von ihnen angewandten Taktiken öffentlich macht. - (macht)

Verweigerer (2)  Man will gegen ihren Willen jene heilen, jene, die die Gesellschaft geistesgestört nennt, und dazu benutzt man die Tyrannei, die gewaltsamen Mittel. Ich weiß, daß man mir ausgezeichnete Gründe anführen wird, um diese Mittel zu rechtfertigen; doch sie sind zum Teil auf dem Recht des Stärkeren begründet. Vielleicht werde ich versuchen, sie zu bekämpfen; doch heute muß ich mich darauf beschränken zu sagen, daß die Krankheiten des Geistes Phänomene sind, Geheimnisse, die die menschliche Wissenschaft noch nicht gelüftet hat; möge es uns erlaubt sein, sie zu ergründen; doch beim Beobachten und Erforschen dieser Krankheiten müssen wir voller Respekt dieses ungeheuere Unglück betrachten, das wir nicht zu beurteilen vermögen, und was wir in ihrer Gegenwart nie vergessen dürfen, es ist das strenge Wort des Herrn der Wissenschaft, des größten der Philosophen: Wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig. - (lim)

Verweigerer (3)

Verweigerer (4)

Verweigerer (5) Frau Thun, der Königin erste Kammerfrau, die schöne, gefallige und angenehme Frau, mit einem simplen und armen Mann, begibt sich von ihm fort in ihrer blühenden Jugend zum Hof, wird dort schließlich der Königin erste Kammerfrau.

Als sie nach vielen Jahren mit der Königin durch Jönkiöping reist, wo ihr Mann wohnte, bekommt sie Erlaubnis von der Königin, in der Nacht zu ihrem Mann zu gehen, tut dies aber nicht.

Er bekommt schließlich Dienst in Stockholm, kann sich aber nie mehr ein einziges Mal seiner schönen Frau erfreuen, sondern ist ohne sie ganze I4jahre, wenn nicht mehr.

[1767 bekommt sie haemorragia uteri*,

1769 bekommt sie cancerem uteri**.

Per quod qvis peccat per id punitur***. Gestr.]

Oberst Wrangel gewinnt schließlich ihr Vertrauen. Beide wünschen, daß And. Thun tot wäre, aber er lebt, daß sie nicht sich heiraten konnten.

In 1767 gibt ihr Wrangel Notiz, daß er sich mit einer anderen verheiraten werde; sie alteriert sich, bekommt haemorrhag. uteri.

1769 bekommt sie omnimodam suppressionem urinae****, daß sie keinen Urin lassen konnte ohne Katheter; wird sondiert, schnell wird von allen medicis ein scirrus uteri***** erkannt; und stirbt am 7. Mai 1769.

Die Teile, die ihrem Mann verweigert wurden, sie liebte einen anderen in der Hoffnung, ihren Mann loszuwerden, mußten den Tod verursacht haben.

*haemorragia Gebärmutterblutung **cancer Gebärmutterkrebs ***Per quod Womit einer sündigt, damit wird er bestraft, ****omnimodam völlige Urinverhaltung *****scirrus uteri Gebärmutterverhärtung

 - (nem)

Verweigerer (6)  Er blickte todtraurig durch die Brillengläser. Er sagte: »Ich glaube, unserer Generation ist es vorbehalten, einen Stoff zu erfinden von grenzenloser Gemeinheit. Mit dem wir 'Gott und seine sämtlichen lebendigen Geschöpfe ausräuchern werden.«

»Harald«, sagte sie, »mit was für entsetzlichen Gedanken beschäftigst du dich.«

»Ich weiß«, sagte er, »die Predikanten auf den Kanzeln möchten uns die Diskussionen über unsere Geschlechtsgefühle und den kommenden Krieg verbieten. Aber wir sind, gottlos, immer noch bessere Kristen als sie. Wir verzeihen ihrem Gott die Erfindung der Schmerzen nicht, das ist wahr. Weil wir sie erleiden. Aber den Schwarzröcken verzeihen wir nicht, daß sie nicht leiden.«

»Harald«, sagte sie still, »ich fürchte für dich.«

»Gewiß«, sagte er, »der nächste gewissenlose Physiker wird uns in Dung verwandeln, der unbegraben bleibt. Dann wird meine Generation genau so alt sein wie die deine. Wenn man den Menschen ein Herz geben konnte«, schrie er, »würde ich mich daran machen, Gott lieben zu lernen.«

»Harald«, sagte sie, »ich glaube, du beschäftigst dich mit Dingen, die über deine Kraft gehen.«

»Ich lese soeben eine seltsame Nachricht aus Deutschland in der Zeitung. Ein junger Gelehrter hat es abgelehnt, sich einen gewissen chemischen Prozeß, den er allein beherrscht, für eine halbe million Mark abkaufen zu lassen. Das Angebot ist innerhalb einer kurzen Zeit auf zwei millioncn Goldmark erhöht worden. Er hat es abgelehnt. Er hat sich aus seinem Beruf zurückgezogen, arm, wie hier geschrieben steht. - Ein merkwürdiger Erfinder. - Der Name dieses Mannes aber stimmt überein mit dem des Verfassers einer Dissertation, die ich in Händen habe. Und man kann darin den Satz lesen: - So ist die Möglichkeit gegeben - unter bestimmten Verhältnissen, die bei Kernzertrümmerung oder in magnetischen Kraftfeldern außerordentlicher Beschaffenheit erzwungen werden können - katalysatorische Vorgänge einzuleiten, die unsere atmosphärische Luft in ein tödliches Gasgemisch verwandeln. - Es ist zum Verzweifeln, es ist zum Verzweifeln.« Er weinte. Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Für zwei millionen Mark ist dieser Mensch nicht käuflich. Für zwei milliarden Mark ist er käuflich.«

»Es wird sich um eine andere Angelegenheit handeln«, sagte sie. »Ich halte es für möglich«, sagte er, »man wird einstweilen nur einzelne Erdteile ausrotten können.«  - Hans Henny Jahnn, Perrudja. Frankfurt am Main 1966 (zuerst 1929)

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