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«Es gibt da ein Vexier-Spiel», sagte Dupin, «das wird auf einer
Landkarte gespielt. Eine Spielpartei fordert eine andere auf, ein gegebenes
Wort zu suchen - den Namen einer Stadt, eines Flusses, Staates oder Reichs -
kurz, irgendeinen Silbenfall auf der buntscheckigen und verwickelten Kartenfläche.
Ein Neuling im Spiel sucht nun generell seine Opponenten dadurch zu verwirren,
daß er ihnen die am kleinsten gedruckten Namen aufgibt; doch der Eingeweihte
wählt grad solche Worte aus, die sich in großen-breiten Charakteren vom einen
Ende der Karte zum andern hinziehen. Diese entgehen, wie die übergroß beschrifteten
Schilder und Plakate an der Straße, eben darum der Aufmerksamkeit, weil sie
gar so sehr ins Auge fallen; und hier entspricht das physische Übersehen genau
dem geistigen Nicht-Aufnehmen: was allzu aufdringlich und allzu handgreiflich
selbstverständlich ist, läßt der Intellekt unregistriert vorüber. Doch das ist,
scheint's, ein Punkt, der dem Polizisten ein bißchen
über - oder unter - die Begriffe geht. Er hat es nicht ein einzigesmal für wahrscheinlich
oder möglich gehalten, der Minister könnte den Brief ganz offen aller Welt vor
die Nase gelegt haben, um gerade so am ehesten zu verhindern, daß auch nur einer
ihn erblickte.» - Edgar Allan Poe, Der stibitzte Brief. Olten 1966
(zuerst 1845, Übs. Arno Schmidt)
Verstecken (2) Auf der Rückfahrt kamen
wir, ein wenig dem Fahrplan voraus, nach Greely Island, wo die ersten Transatlantikflieger
in Ost-West-Richtung hatten notlanden müssen. Dort trafen wir zwei Kinder des
Leuchtturmwärters; unser Sozialarbeiter an Bord versuchte ihnen das Versteckspiel
beizubringen, was ihm aber nicht gelang. Sie sahen keinen Sinn darin, starrten
ihn nur fragend an: Wozu verstecken? stand in ihren Gesichtern geschrieben,
wo wir unser Leben doch ohnehin nur mit Suchen verbringen? -(wcwa)