- Ernst Jünger, In Stahlgewittern. Stuttgart 1985 (zuerst 1920)
Versager (2) Der Mensch ist
zwerghafter Zufall und ein
totaler Versager. Und wenn man ihm das sagt, protestiert er. Das ist nur komisch.
Denn in seinen Städten, im Besten, was er bauen konnte,
zeigt er unorganisierbare Haufen von Gefängniskisten, unorganisierbare Straßen,
vom Haus losgelöste Einzelzimmer auf Rädern, die durch die Straßen geschoben
werden müssen — nichts als unendlich komische, unorganische Gebilde. Und kein
Mensch, den man von der Unmöglichkeit aller dieser Dinge überzeugen kann. Er
wird nur mehr und mehr arbeiten um neue Städte zu machen, die Zellen besser
zu trennen, die Fahrstraßen mehr zu verstopfen, wo doch Fußgänger
ohne jede Schwierigkeit vorankommen und jedes Auto leicht einholen, aber — jeder
muß in seinem losgelösten Zimmer herumfahren mit 90 Prozent Totgewicht.
- Ernst Fuhrmann, nach dem Vorwort zu E.F.: Der Geächtete. Berlin 1983 (zuerst
1931)
Versager (3) Das rasche Ende seiner eigentlichen
Schriftstellerlaufbahn kommt wohl vor allem daher, daß für Hammett
die Arbeit an den Romanen nur eine unwichtige Episode in seinem harten, ausschweifenden
Leben bedeutete. Sein übermäßiger Alkoholgenuß seit den zwanziger Jahren war
eine Selbstzerstörung, die man nur damit erklären kann, daß Hammett, wie einer
seiner Freunde berichtete, »stets damit rechnete, er würde ohnehin nicht mehr
viel länger leben als bis zum kommenden Donnerstag«. Er selbst hielt den ›Gläsernen
Schlüssel‹ für sein bestes Werk, schätzte die Romane aber allesamt nicht besonders
hoch ein und ließ es trotz der katastrophalen finanziellen Lage seiner letzten
Lebensjahre nicht zu, daß die Erzählungen noch einmal in neuen Ausgaben erschienen.
Während der Hexenjagd McCarthys in den fünfziger Jahren wanderte er ins Gefängnis,
weil er sich weigerte, die Namen von Freunden bekanntzugeben, die eine kommunistisch
angehauchte Organisation finanziell unterstützt hatten. Er war nicht gerade
das, was man sich unter einem Parteibuchkommunisten vorstellt, aber Lillian
Hellman meinte, daß er, auch wenn er sich oft scharf und bissig über
die amerikanische kommunistische Partei geäußert hatte, doch am Ende zu ihr
hielt. Nach seinen eigenen Regeln war er vielleicht
ein Versager. -
Julian Symons, Am Anfang war der Mord. Eine Geschichte des Kriminalromans.
München 1982 (Goldmann 5228, zuerst 1972)
Versager (4)
Versager (5)
Versager (6)
Versager (7)
Versager (8)
Man kennt die Rolle vom Neffen des Meisters in dieser Affäre noch nicht aber man ahnt seine Machenschaften. Jene, die ihn als Jungen gekannt haben, sind sieb einig, daß er gerissen ist und hinterhältig, was sich mit dem Alter verstärkt. Ein Mann in den Vierzigern, der so ziemlich alles war, Privatdetektiv, Versicherungsmakler, Handelsvertreter, Photograph, Nachtwächter, zeitweilig Angestellter im Bürgermeisteramt, wo er den Sekretär vertreten hat und die Leute das Kataster hat einsehen lassen, kurz, alles versucht und es nie zu etwas gebracht, ein Versager der zu trinken angefangen hat, dafür hat er Talent, genauso wie er seinen Onkel anzupumpen versteht, der leider noch Mitleid mit ihm hat. Immer taucht er im dümmsten Augenblick auf, eine Spezialität dieser Art Leute, erzählt egal was, gibt sich bei Unbekannten für einen anderen aus, blufft auf Teufel komm raus, und komischerweise fallen die Leute auf ihn rein, wahrscheinlich wegen seinem sicheren Auftreten und seiner guten Erziehung, wenn er nicht gerade sternhagelvoll ist.
- Robert Pinget, Der Feind. Berlin 1988
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