ersager   Eisen war von  kleiner Gestalt, aber beleibt, und da er als der Sohn eines Ausgewanderten im wärmeren Klima Lissabons aufgewachsen war, von einem ewigen Frösteln geplagt. Aus diesem Grunde pflegte er sich den Kopf durch ein großes rotkariertes Taschentuch zu wärmen, das oben über den Stahlhelm lief und unter dem Kinn zugeknotet war. Außerdem hatte er eine Vorliebe dafür, sich mit Waffen zu behängen — außer einem Gewehr, das er ständig trug, hatte er noch allerhand Messer, Pistolen, Handgranaten und eine Lampe im Gürtel stecken, so daß man, wenn man im Graben auf ihn stieß, zunächst glaubte, einer Art von Armenier begegnet zu sein. Eine Zeitlang trug er auch noch einige Eierhandgranaten in den Hosentaschen, bis diese Angewohnheit zu einem sehr unangenehmen Erlebnis führte, das er uns eines Abends zum besten gab. Er hatte nämlich in der Tasche herumgekramt, um seine Pfeife herauszuziehen, die sich dann in der Schlaufe einer Eierhandgranate verfangen und diese zum Abzug gebracht hatte. So hatte ihn plötzlich der unverkennbare matte Knall überrascht, der das drei Sekunden währende leise Zischeln des abbrennenden Zündsatzes einzuleiten pflegt. In seinem entsetzten Bestreben, das Ding herauszuziehen, um es über Deckung zu schleudern, verfitzte er sich dermaßen in seiner eigenen Hosentasche, daß es ihn längst in Stücke gerissen hätte, wenn nicht durch einen märchenhaften Glücksfall gerade dieses Geschoß ein Versager gewesen wäre. Halb gelähmt und in Angstschweiß gebadet, sah er sich dem Leben wiedergeschenkt. - Ernst Jünger, In Stahlgewittern. Stuttgart 1985 (zuerst 1920)

Versager (2) Der Mensch ist zwerghafter Zufall und ein totaler Versager. Und wenn man ihm das sagt, protestiert er. Das ist nur komisch. Denn in seinen Städten, im Besten, was er bauen konnte, zeigt er unorganisierbare Haufen von Gefängniskisten, unorganisierbare Straßen, vom Haus losgelöste Einzelzimmer auf Rädern, die durch die Straßen geschoben werden müssen — nichts als unendlich komische, unorganische Gebilde. Und kein Mensch, den man von der Unmöglichkeit aller dieser Dinge überzeugen kann. Er wird nur mehr und mehr arbeiten um neue Städte zu machen, die Zellen besser zu trennen, die Fahrstraßen mehr zu verstopfen, wo doch Fußgänger ohne jede Schwierigkeit vorankommen und jedes Auto leicht einholen, aber — jeder muß in seinem losgelösten Zimmer herumfahren mit 90 Prozent Totgewicht. - Ernst Fuhrmann, nach dem Vorwort zu E.F.: Der Geächtete. Berlin 1983 (zuerst 1931)

Versager (3)  Das rasche Ende seiner eigentlichen Schriftstellerlaufbahn kommt wohl vor allem daher, daß für Hammett die Arbeit an den Romanen nur eine unwichtige Episode in seinem harten, ausschweifenden Leben bedeutete. Sein übermäßiger Alkoholgenuß seit den zwanziger Jahren war eine Selbstzerstörung, die man nur damit erklären kann, daß Hammett, wie einer seiner Freunde berichtete, »stets damit rechnete, er würde ohnehin nicht mehr viel länger leben als bis zum kommenden Donnerstag«. Er selbst hielt den ›Gläsernen Schlüssel‹ für sein bestes Werk, schätzte die Romane aber allesamt nicht besonders hoch ein und ließ es trotz der katastrophalen finanziellen Lage seiner letzten Lebensjahre nicht zu, daß die Erzählungen noch einmal in neuen Ausgaben erschienen. Während der Hexenjagd McCarthys in den fünfziger Jahren wanderte er ins Gefängnis, weil er sich weigerte, die Namen von Freunden bekanntzugeben, die eine kommunistisch angehauchte Organisation finanziell unterstützt hatten. Er war nicht gerade das, was man sich unter einem Parteibuchkommunisten vorstellt, aber Lillian Hellman meinte, daß er, auch wenn er sich oft scharf und bissig über die amerikanische kommunistische Partei geäußert hatte, doch am Ende zu ihr hielt. Nach seinen eigenen Regeln war er vielleicht ein Versager. - Julian Symons, Am Anfang war der Mord. Eine Geschichte des Kriminalromans. München 1982 (Goldmann 5228, zuerst 1972)

Versager (4)  

Versager

- Thomas Körner

Versager (5)  

- N. N.

Versager (6)  

Versager (7)

Versager (8) Man kennt die Rolle vom Neffen des Meisters in dieser Affäre noch nicht aber man ahnt seine Machenschaften. Jene, die ihn als Jungen gekannt haben, sind sieb einig, daß er gerissen ist und hinterhältig, was sich mit dem Alter verstärkt. Ein Mann in den Vierzigern, der so ziemlich alles war, Privatdetektiv, Versicherungsmakler, Handelsvertreter, Photograph, Nachtwächter, zeitweilig Angestellter im Bürgermeisteramt, wo er den Sekretär vertreten hat und die Leute das Kataster hat einsehen lassen, kurz, alles versucht und es nie zu etwas gebracht, ein Versager der zu trinken angefangen hat, dafür hat er Talent, genauso wie er seinen Onkel anzupumpen versteht, der leider noch Mitleid mit ihm hat. Immer taucht er im dümmsten Augenblick auf, eine Spezialität dieser Art Leute, erzählt egal was, gibt sich bei Unbekannten für einen anderen aus, blufft auf Teufel komm raus, und komischerweise fallen die Leute auf ihn rein, wahrscheinlich wegen seinem sicheren Auftreten und seiner guten Erziehung, wenn er nicht gerade sternhagelvoll ist. - Robert Pinget, Der Feind. Berlin 1988

Verlierer Granate

 

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