erprügeltwerden   Sie packten ihn von hinten und rissen ihm die Brille herunter. Er stand zappelnd auf der Straße, dann traf ihn ein Faustschlag im Nacken und warf ihn zu Boden. Sie ließen ihn aufstehen, er sah die Männer nur undeutlich und wußte nicht einmal, ob es zwei oder drei waren. Der zweite Schlag traf seinen Mund, er schwankte, versuchte herauszufinden, in welche Richtung er fliehen konnte, aber jetzt trafen die Schläge ihn überall, vor allem am Kopf und im Rücken, und er sank in die Knie. Einen Augenblick lang blieb er schwer atmend am Boden, erhob sich ruckhaft, hielt die Hände schützend über sich, aber gleich begannen wieder die Schläge auf den Kopf, den Rücken, ins Gesicht, so daß er zu Boden ging.

Die ganze Zeit, während sie ihn schlugen, gab Profumo seltsamerweise nicht einen Hilferuf von sich. Sie rissen ihn an den Haaren, amüsierten sich darüber, wie er halb wahnsinnig über die Straße torkelte, und traktierten ihn mit Ohrfeigen und Schlägen mit dem Handrücken auf den Mund und ins Gesicht. Einmal verschwanden sie im Schatten der Häuser, sahen sich an, wie er in seinem verdreckten, blutverschmierten Regenmantel langsam zu sich kam, sich die Haare aus dem Gesicht strich und herauszufinden suchte, ob sie noch da seien. Sobald er sich zum Gehen wandte, waren sie wieder bei ihm und versetzten ihm Ohrfeigen. Er blieb stumm, wimmerte nur leise vor Angst und wischte sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Gesicht.

Zum Schluß hätte er nicht sagen können, ob sie wirklich gegangen waren. Minutenlang stand er unbeweglich auf der menschenleeren Straße, schwankte wie jemand, der umzufallen droht, und zog den Kopf ein, als ob noch immer unsichtbare Schläge auf ihn einprasselten. Langsam ging er in die Knie und suchte auf allen vieren nach seiner Brille, fand sie mit zerbrochenen Gläsern und steckte sich das leere Gestell in die Tasche. Mit dem Taschentuch wischte er sich das Blut vom Mund und begann langsam und tastend, immer an der Hauswand entlang, die Gasse hinunterzugehen, dorthin, wo die Lichter der Piazza schimmerten. An den Stufen der Kirche spürte er, wie ihn die Kräfte verließen, sank auf eine der eisernen Bänke und weinte.  - Giuseppe Fava, Ehrenwerte Leute. Zürich 2003 (zuerst 1975)

Verprügeltwerden (2)

- Cleemens Brentano: Dilldapp, umgesetzt in romantische Zeichensprache von Marianne Thalmann, Zeichensprache der deutschen Romantik. Hamburg 1967

 

Prügel Strafe

 

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