Vermittler   So wie der bari zwischen der menschlichen Gesellschaft und den bösartigen Seelen, den individuellen und den kosmologischen, vermittelt (wir sahen bereits, daß die Seelen der verstorbenen bari beides zugleich sind), gibt es noch einen weiteren Vermittler, der die Beziehungen zwischen der Gesellschaft der Lebenden und der Gemeinschaft der Toten regelt, wobei die letztere wohlwollend, kollektiv und anthropomorph ist. Es ist der »Herr des Seelenwegs« oder aroettowaraare. Vom bari unterscheiden ihn antithetische Merkmale. Im übrigen fürchten und hassen sie einander. Der Herr des Seelenwegs hat kein Recht auf Opfergaben, muß aber gewisse Regeln streng befolgen: bestimmte Nahrungsmittel sind ihm verboten, und er muß sich sehr einfach kleiden. Schmuck und lebhafte Farben sind ihm untersagt. Andererseits besteht kein Pakt zwischen ihm und den Seelen: diese sind ihm immer gegenwärtig und gleichsam immanent. Statt sich seiner in Trancezuständen zu bemächtigen, erscheinen sie ihm im Traum; und wenn er sie zuweilen anruft, so lediglich zugunsten anderer.

Während der bari Krankheit und Tod voraussieht, pflegt und heilt der Herr des Seelenwegs. Übrigens sagt man, daß der bari- Ausdruck der physischen Notwendigkeit - selber dafür sorge, daß seine Voraussagen sich bestätigen, indem er jenen Kranken den letzten Stoß gebe, die zu lange zögern, seine finsteren Prophezeiungen zu erfüllen. Aber ich muß darauf hinweisen, daß die Bororo nicht dieselbe Vorstellung von den Beziehungen zwischen Tod und Leben haben wie wir. Von einer Frau, die mit hohem Fieber in einer Ecke ihrer Hütte lag, sagte man mir eines Tages, sie sei tot, was zweifellos heißen sollte, daß man sie für verloren hielt. Letztlich erinnert diese Art, die Dinge zu betrachten, an die unserer Militärs, die unter dem Wort »Verluste«, sowohl die Toten wie die Verwundeten verstehen. Im Hinblick auf die unmittelbare Leistungsfähigkeit der Truppe läuft dies freilich auf dasselbe hinaus, obwohl es vom Standpunkt des Verwundeten aus gewiß ein Glück ist, nicht zu den Verstorbenen zu zählen.

Wenn sich schließlich der Herr des Seelenwegs genauso wie der bari in ein Tier verwandeln kann, so wählt er doch niemals die Gestalt des menschenfressenden Jaguars, der - bevor man ihn tötet - den mori der Toten von den Lebenden eintreiben kann. Er wählt nährende Tiere: den Ara, der Früchte sammelt, den Seeadler, der Fische fängt, oder den Tapir, dessen Fleisch der Stamm sich schmecken läßt. Der bari ist von den Geistern besessen, der aroettowaraare opfert sich zum Wohl der Menschen. Selbst die Offenbarung, die ihn zu seiner Berufung führt, ist peinsam: der Erwählte erkennt sich zunächst an dem Gestank, der ihn verfolgt und der zweifellos denjenigen evoziert, der das Dorf während der Wochen verpestet, da der Leichnam zu ebener Erde mitten auf der Tanzfläche provisorisch begraben hegt, in diesem Fall allerdings mir einem mythischen Wesen, dem aije, in Verbindung gebracht wird.

Dieses Wesen ist ein abstoßendes, übelriechendes und zugleich zutrauliches Meeresungeheuer, dessen Liebkosungen der Initiierte über sich ergehen lassen muß. Die Szene wird während der Bestattung von jungen Leuten gemimt, die sich mit Schlamm beschmiert haben und die verkleidete Gestalt umarmen, welche die neue Seele verkörpert.   - (str2)

Vermittler (2) Georgie am Strand:

- Alle machen es.

- Aber geheim.

- Mir ist die Reaktion der Leute egal.

- Mir ist nur meine Mutter wichtig und die weiss es und hat sich damit abgefunden.

- Ich nehme nie Geld dafür. Ich mache es aus Liebe oder gar nicht.

- Ich bin Zuhälter.

- Ich will, dass alle glücklich sind.

- Ich vermittle.

- Ich vermittle auch Gras.

- Ich baue mein eigenes Gras.

- Die wollten, dass ich in New York Zuhälter bin. Aber ich sehe genau die Gefahren.

- Ich habe mal mit einer Frau. Da musste ich kotzen und war drei Tage krank.

- Mein Halbbruder hat mich verführt.

- Gairy hat einen schwulen Fahrer und einen schwulen Botschafter in New York.

- Ich war viel mit Gairy zusammen.

- Gairy nicht. Hinter Gairy sind die Frauen her.

- Zu mir sind alle nett. Wenn ich auf den Markt gehe, muss ich alle Marktfrauen küssen. Jeder sagt mir Guten Tag.

- Ich habe sehr gute Beziehungen zur Polizei.

- Ich ziehe mich immer sehr elegant an. Das ist sehr wichtig. Ich gehe auch immer sehr elegant angezogen auf die Polizeiwachen. Dann achten sie nämlich auf meine Kleidung und nirht auf mein Gras.

- Ich habe es all den anderen Pushern erzählt, wie wichtig es ist, elegant angezogen zu sein.

- Auf einem Touristenschiff wollte mich einer als Heroinpusher anmachen.

- Das habe ich abgelehnt.

- Die haben mir was gegeben - da konnte ich durch das Meer sehen.

- Das wollte ich nicht.

- Bischof Edgar kenne ich gut. Er leitete einen Jugendchor. Er hatte einmal eine Krankheit: Sein Dings ging nicht wieder runter. Er lag im Krankenhaus und wir besuchten ihn alle. Mitten im Bett hatte er was wie ein Zirkuszelt.  - (pet)

 

Vermittlung Verhandlung

 

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