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(ill)
Verlierer (2)
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Charles
M. Schulz
, Nobody's perfect, Charlie Brown. Greenwich
Conn. 1968 (Fawcett Crest, zuerst ca. 1962)
Verlierer (3) Stümperhaft verpatzt er einen Ball,
verschwindet an der falschen Stelle, sieht aber über seine Pannen hinweg.
Er ist der geborene Verlierer. Er kann nichts im Gedächtnis behalten und
verdirbt es mit seinen Freunden. Er war außer Haus, als du kamst. Er ist
ungeeignet. Mäßigen kann er sich nicht. In Not und Unglück wird er unverschämt.
Arbeitslos und ausschweifend heult er laut über seine unerwiderte Liebe.
Er ist so unerzogen und hinter der Zeit zurück, daß er nicht einmal schlafen
kann. Das ist eine schwere Enttäuschung. Ein falscher Zug, schon hat er
die Spur verloren. Er gerät außer Reih und Glied, sackt ab, bricht sein
Wort, blutet viel. Seine Farbe ändert sich, gewissermaßen ein Versprecher.
Geistesabwesend schlendert er einher. Die Angst bringt ihn um den Verstand,
er trifft verkehrte Entscheidungen. Er bringt es nicht fertig, einen tüchtigen
Mann zu erkennen. Er ist unachtsam und wird oft betrogen. Er fällt in die
Hände des Feindes, wird blind, ein Vermißter. Vor Reparaturbedürftigkeit
macht er Schnitzer, löst sich sogar aus Versehen in einem Feuer auf. Ein
spontanes Lachen gibt kein getreues Bild vom Leben.
- (
liu
)
Verlierer (4) Vor drei Monaten hatte Maigret in einem Hotel in der Rue Saint-Antoine Lenoir festgenommen. Um ein Haar hätte ihn die Kugel des Mörders getroffen.
Der Kommissar hatte es ihm nicht nachgetragen, daß er nur durch einen Zufall dieser Kugel entgangen war, die sich statt in seine Brust in die Decke des Zimmers bohrte. Er hatte sich im Gegenteil sehr für Lenoir interessiert. Erstens war Lenoir jung, ein Bursche von vierundzwanzig Jahren, der seit seinem fünfzehnten Lebensjahr nicht mehr für längere Zeit in Freiheit gelebt hatte.
Dann aber auch, weil er Stolz und Charakter bewiesen hatte. Er hatte Mitschuldige. Zwei waren am gleichen Tag festgenommen worden wie er. Bei dem letzten Coup, dem Raubüberfall auf einen Kassenboten, waren sie wohl sogar die Haupttäter gewesen.
Trotzdem hatte Lenoir sie entlastet, hatte die volle Verantwortung auf sich genommen und es abgelehnt, seine Lage dadurch zu verbessern, daß er die anderen verriet.
Er war kein Heuchler, kein Schwätzer und bezichtigte auch nicht die Gesellschaft, die Hauptschuld an seinen kriminellen Neigungen zu tragen.
Er begnügte sich vielmehr mit den lakonischen Worten: »Ich habe gespielt und die Partie verloren.«
Ja, das Spiel war aus. Genauer gesagt; es würde aus sein, wenn die Sonne,
die jetzt auf ein Stück der Zellenwand schien, wieder aufging. -
Georges Simenon, Maigret und die Groschenschenke. München 1971 (Heyne Simenon-Kriminalromane
9, zuerst 1931)
Verlierer (5) Es gelingt ihm, alles zu verlieren. Er fängt mit Kleinigkeiten an. Er hat viel zu verlieren. Was für Orte es nur gibt, an denen es sich gut verlieren läßt.
Die Taschen, die er eigens dazu machen läßt. Die Kinder, die ihm auf der
Straße nachrennen, ›Mister‹ hin, ›Mister‹ her. Er lächelt erfreut und bückt
sich nie. Er wird sich hüten etwas wiederzufinden. So viele können ihm gar nicht
nachrennen, daß er sich bückt. Er hat verloren, was er verloren hat, und wozu
hat er's überhaupt mitgenommen. Aber wie bleibt ihm so viel? Gehen ihm die Dinge
nicht aus? Sind sie unerschöpflich? Sie sind es, aber niemand versteht es. Er
scheint ein ungeheures Haus voll kleiner Gegenstände zu besitzen und es scheint
unmöglich zu sein, sie alle loszuwerden. - (
can
)
Verlierer (6)
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