erifizierung Natürlich
sei es mittlerweile üblich, oder vielleicht sei es auch schon längst wieder
überholt, daß Theorien und Gedankenbilder in einen
Bezug zur Lebenssituation desjenigen gesetzt würden, der diese Theorien und
Gedankenbilder entwerfe. Schließlich müsse man wissen, ob es sich um einen Fanatiker
handele, der, von seinem Glauben aufgehetzt, Transparente schwenkend durch die
staubigen Gassen eines orientalischen Dorfes renne, oder um einen Professor
eines nordamerikanischen Instituts für Technologie, der aus gänzlich anderen,
in der Regel historisch belegten Gründen dieselben Theorien und Gedankenbilder
entwickelt habe. Es sei nicht auszuschließen, daß präpotente Schnösel mit einem
abgebrochenen Germanistikstudium in der Cocktailbar eines Berliner Hotels dieselben
Theorien entwickelten, und genau diese Tatsache fordere es geradezu, daß man
zur Theorie auch Roß und Reiter nenne und sich für Zeitungen und in entsprechenden
Fernsehsendungen interviewen lasse, denn nach
dem Zusammenbruch der Märkte und den immer neuen Klüngeleien könne man keinen
Theorien mehr vertrauen, sondern müsse Menschen vor sich sehen, die aus ihrem
Privatleben erzählten und so eine gewisse Glaubwürdigkeit
herstellten. Dann sei man auch bereit, die entsprechenden Theorien und Gedankenbilder
dieser Menschen zu akzeptieren. Die entsprechenden Theorien und Gedankenbilder
seien dann schon akzeptiert, ohne daß sie weiter ausgeführt und dargelegt werden
müßten. Wenn man wisse, in wievielter Ehe jemand lebe und wie er mit dem Schicksalsschlag
einer schweren Krankheit zurecht gekommen sei, dann ginge das mit seinen Theorien
und Gedankenbildern auch schon in Ordnung. -
(rev)
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