ergehen  Jedes Vergehen ist ein Kerker, der sich öffnet. Die Übeltäter, die nicht wissen, welchem Mysterium sie unterworfen sind, die Geschöpfe der Raserei, des Blutes und des Verrats errichten mit ihren Taten ihr Gefängnis; der Straßenräuber findet sich, wenn der Tod ihn an die Schulter rührt und weckt, stets von neuem verzweifelt im Kerker, den seine ihm hinterherkriechende Untat erbaute. Tiberius ist auf einem Felsen eingesperrt, und Sejan ist eine Schlange. Der Mensch geht seinen Weg, ohne zu wissen, was er tut, im Abgrund. Der Mörder würde erbleichen, sähe er sein Opfer: Er ist es. Mitleidlos auf alle einschlagend schmiedet der schändliche Unterdrücker, der wahnsinnige, düstere Tyrann den Nagel, der ihn in der Finsternis, auf dem Grund der Materie, festnageln wird ... Jeder Übeltäter zeugt im Sterben das Ungeheuer, das sein Leben zusammensetzte. Das Grauen folgt dem Grauen. Nimrod brüllt, im schroffen Berge eingeschlossen. Wenn Dalilah ins Grab sinkt, züngelt eine Viper aus den Falten des Leichentuchs, ihre Seele voller Ränke; der Skorpion, der unter einem Stein schläft, ist Klytemnästra in den Armen Ägisths, ihres Liebhabers ... Das Ungeheuer ist in seinem lebendigen Grauen eingeschlossen; wie sehr es danach trachtet, sich des Grauens zu entledigen, es wird weiterhin grauenhaft und gestraft sein. Welches Geheimnis! Vielleicht hat der Tiger Mitleid. Der Tiger trägt auf seinem Rücken den Schatten der Gitterstäbe seines ewigen Käfigs. Ein unsichtbarer Faden fesselt den schwarzen Raben, dessen Schwingen wie die Sichel geformt sind, an den schwarzen Galgen. - Victor Hugo, Les Contemplations (1856), nach (boc)

Vergehen (kleinere)  Grave Digger und Coffin Ed waren durch eine Anhäufung kleiner Vergehen aufgehalten worden.

Diebe waren in einen Supermarkt eingebrochen und hatten 50 Pfund Suppenfleisch, 20 Pfund Räucherwurst, 20 Pfund Hühnerleber, 29 Pfund Margarine und 32 Pfund Kochfett und ein Fernsehgerät gestohlen.

Ein Betrunkener war in ein Bestattungsinstitut hineingetaumelt und hatte sich geweigert, wieder zu gehen, bis er nicht erstklassig bedient worden wäre.

Ein Mann hatte eine Frau erstochen, weil sie sich nicht mit ihm einlassen wollte.

Eine Frau hatte einen Mann erstochen, weil er ihr, wie sie behauptete, auf das Hühnerauge am linken kleinen Zeh getreten war.

Unterwegs wurden sie dann durch eine allgemeine Schlägerei an der Ecke Eighth Avenue und 108th Street aufgehalten. Sie hatte damit begonnen, daß bei einem Würfelspiel im Hinterzimmer eines billigen Eßlokals ein Mann einen anderen mit dem Messer attackiert hatte. Der Angegriffene war auf die Straße geflohen und hatte ein Stück Eisenrohr aus einem Müllkübel geholt, wo er es für eine derartige Notlage selbst versteckt hatte. Als der Mann mit dem Messer sah, daß sein früheres Opfer mit dem Eisenrohr zurückkam, machte er eine Kehrtwendung und verschwand in der entgegengesetzten Richtung. Dann griff aus einem dunklen Hauseingang ein Freund des Mannes mit dem Messer ein; er schwang eine Baseballkeule und begann seinerseits auf den Mann mit dem Rohr einzudreschen. Der Mann mit dem Messer kam zurück, um seinem Freund mit der Baseballkeule zu helfen. Als der Koch des Lokals sah, was vorging, kam er, ein Hackmesser schwingend, dazu und verlangte faires Spiel. Darauf verwickelte der Mann mit dem Messer den Koch in einen separaten Zweikampf.

Als Grave Digger und Coffin Ed auf dem Schauplatz eintrafen, wurde die heiße, staubige Luft vom Wirbeln der Waffen in Bewegung gesetzt.

Ohne vorherige Warnung begann Coffin Ed den Mann mit dem Messer mit dem Lauf seines Revolvers auf den Kopf zu schlagen. Der Mann taumelte, ließ aber sein Messer nicht fahren, das zu gebrauchen er zuviel Angst hatte. Seine Füße verloren ihren Halt, seine Knie gaben nach, aber er schrie: «Auf'n Kopf schlagen macht mir gar nix!» - Chester Himes, Heroin für Harlem. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1966)

Moral

 

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Verwandte Begriffe
Verbrechen
Synonyme