Verfolgtwerden   Er betrat einen schmalen, sehr dunklen Gang. Er kam an einer Nische vorbei und war plötzlich überzeugt, jemand folge ihm.

Auf der Stelle blieb er stehen. Nein, Cholawicki konnte das nicht sein. Wer dann? Der Professor hielt den Atem an und wartete.

Der andere wartete auch.

Der Professor ging weiter - der andere ebenfalls. Skolinski beschleunigte seine Schritte - der andere auch. Man hörte deutlich seinen Atem. Als der Professor unvermittelt in einen Nebenraum abbog, bog der andere gleichfalls ab.

Doch in alledem lag etwas Unsinniges, Verrücktes oder Betrunkenes. Die Bewegungen der unbekannten Person waren unsicher, unkoordiniert, heftig und taumelig zugleich wie die eines kleinen Kindes.

War es ein Mensch? Wieder spürte der Professor, wie Ekel und Angst nach seiner Kehle griffen, als die Gestalt plötzlich auf ihn prallte und eine klebrige, kleine Hand nach seiner Rechten griff.

Zugleich erschütterte sie ein Anfall trockenen, greisenhaften Hustens.

Dieses Husten kannte der Professor. Er hatte es schon im Eisenbahnzug gehört und erriet, daß es der Fürst war.

Mittlerweile hielt der Fürst sein Gegenüber krampfhaft bei der Hand fest, versuchte, mit aller Gewalt seinen Husten zu unterdrücken und preßte den Kopf gegen Skolinskis Jackett. Schließlich gewann er die Fähigkeit zu sprechen wieder.

»Wer bist du?« fragte er eindringlich und hielt den Professor fest. »Wer bist du?«

Er bebte. Im schwachen Schein vom Fenster her sah man sein Gesicht. Der Professor erkannte, daß er einen Irren vor sich habe. Der Fürst starrte ihn ängstlich an.   - Witold Gombrowicz, Die Besessenen. München 1992 (zuerst 1937)

Verfolgung

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