erfolgung  Mir war, als würde ich von einem Weibe verfolgt. Sie jagte mich in den See und wieder hinaus. Schließlich schlug ich sie, so fest ich konnte, mit einem Teller vor die Stirn und drückte ihr Gesicht. So schien sie besiegt zu sein. Das waren meine Anfechtungen und Gedankenkämpfe, die ich überwunden hatte. Mir war, als hörte ich die Worte "interiores scit, integratur". Bedeutet, daß ich durch meine Anfechtungen gereinigt werde. Dann wurde mir die ganze Nacht etwas Heiliges diktiert, das mit sacrarium und sanctuarium schloß. Ich fand mich mit einem Weibe im Bett liegen und sagte, wenn du nicht sanctuarium gesagt hättest, so würden wir jetzt — — —. Ich wandte mich von ihr ab. Da berührte sie mit der Hand mein — —, das wurde so groß wie noch nie. Ich drehte mich um, legte es an, bog es und drang hinein. Sie sagte, es sei lang. Ich dachte, das muß ein Kind geben, es ging wundervoll. Neben dem Bett war ein Weib, die darauf lauerte, aber sie ging vorher fort.  - Emanuel Swedenborg, nach (je)

Verfolgung (2) Verfolger verfolgen die Verfolgten. Aus Verfolgten werden Verfolger. Weil Verfolger Verfolgte verfolgen machten Verfolger Verfolgte zu Verfolgten. Weil Verfolgte zu Verfolgern werden (weil Verfolger mit Verfolgen angefangen haben) werden aus Verfolgten verfolgende Verfolgte und aus Verfolgern verfolgte Verfolger. Aber weil verfolgende Verfolgte verfolgte Verfolger verfolgen: werden schließlich die verfolgten Verfolger wiederum zu Verfolgern. Zu verfolgenden verfolgten Verfolgern. Werden schließlich aus verfolgenden Verfolgten wiederum Verfolgte. Verfolgte verfolgende Verfolgte. Machen Verfolger Verfolgte. Machen Verfolger verfolgende Verfolgte. Machen verfolgende Verfolgte verfolgte Verfolger. Machen verfolgende Verfolgte verfolgende verfolgte Verfolger. Machen verfolgende verfolgte Verfolger: verfolgte verfolgende Verfolgte. Usw.

Weder Verfolgte noch Nichtverfolgte verfolgen weder Verfolger noch Verfolgte. Sind weder Verfolger noch Nichtverfolger von Verfolgern wie Verfolgten. Weder Verfolgte noch Nichtverfolgte (nichtverfolgt d. h. außerhalb des Zirkel von Verfolgern und Verfolgten) verfolgen das Verfolgen. Verfolgen das Verfolgen in Verfolgern wie Verfolgten: in verfolgenden Verfolgten wie verfolgten Verfolgern: in verfolgenden verfolgten Verfolgern wie verfolgten verfolgenden Verfolgten usw. Indem sie das Verfolgen verfolgen verfolgen sie auch das Niditverfolgen (das Nichtverfolgen des Verfolgens). Weder Verfolgte noch Nichtverfolgte wären so die eigentlichen Verfolger.

Als Verfolger des Verfolgens in Verfolgern und Verfolgten (usw.) werden sie verfolgt von Verfolgern wie Verfolgten. Als Verfolger des Nichtverfolgens des Verfolgens werden sie verfolgt von Nichtverfolgern wie Nichtverfolgten. Verfolger des Verfolgens und Nichtverfolgens wären sie die eigentlich Verfolgten. Nicht verfolgende Verfolgte und nicht verfolgte Verfolger (usw.) Sondern Verfolger und Verfolgte zugleich.  - Helmut  Heissenbüttel,  Politische Grammatik. In: Lesebuch. Deutsche Literatur zwischen 1945 und 1969. Hg. Klaus Wagenbach. Berlin 1980 (zuerst 1959)

Verfolgung (3)   Bei Tagesanbruch sagte die Riesentochter, ihres Vaters Atem brenne ihr im Rücken. »Fasse schnell mit der Hand«, sagte sie, »in das Ohr des grauen Füllens, und was du auch darin findest, das wirf hinter dich.«

»Ein Schlehenzweig ist drin«, sagte er. »Wirf ihn hinter dich«, sagte sie.

Kaum hatte er das getan, so war da ein zwanzig Meilen breiter schwarzer Dornwald, so dicht, daß kaum ein Wiesel durchschlüpfen konnte. Der Riese kam in vollem Lauf angestürzt und riß sich Kopf und Nacken an den Dornen auf.

»Das sind wiederum die Künste meiner eigenen Tochter«, sagte der Riese, »doch wenn ich meine große Axt und mein Haumesser hätte, bahnte ich mir schnell einen Weg durch diesen Busch.« Er ging nach Hause, um seine große Axt und das Haumesser zu holen; er brauchte nicht lange für seinen Weg, und er war der rechte Kerl, die große Axt zu schwingen! In kurzer Zeit hatte er einen Weg durch den schwarzen Dorn geschlagen. »Ich werde die Axt und das Messer hier lassen, bis ich zurückkomme«, sagt er. »Wenn du sie hier läßt«, sagte eine Krähe, die in einem Baum saß, »werden wir sie stehlen.«

»Dazu seid ihr imstande«, sagt der Riese, »so werde ich sie besser heimbringen.« Er ging zurück und ließ sie beim Haus. Zur Zeit der größten Mittagshitze fühlte die Riesentochter ihres Vaters Atem im Rücken brennen.

»Fasse in das Ohr des Füllens, und wirf hinter dich, was du auch darin findest.« Er fand einen Splitter von grauem Stein, und in einem Augenblick waren auf zwanzig Meilen in die Breite und in die Höhe große graue Felsen hinter ihnen. Der Riese kam holterdiepolter angejagt, aber über die Felsen konnte er nicht weg.

»Die Künste meiner eigenen Tochter sind das Ärgerlichste, was mir je begegnet ist«, sagt der Riese, »aber wenn ich meine Brechstange und meine mächtige Spitzhacke hier hätte, brauchte ich nicht lange, um mir auch durch den Felsen einen Weg zu bahnen.« So blieb ihm nichts anderes übrig, als noch einmal umzukehren und sie zu holen; und er war der rechte Kerl, die Steine zu zerschlagen! Er brauchte nicht lange, bis er eine Straße durch den Felsen gehauen hatte. »Ich will mein Werkzeug hier lassen und will nicht mehr zurückgehen.« »Wenn du es hier läßt«, sagt die Krähe, »werden wir es stehlen.« - »Nimm es nur, wenn du willst, ich habe keine Zeit heimzugehen.« Als die Abenddämmerung kam, sagte die Riesentochter, sie spüre ihres Vaters Atem im Rücken brennen. »Schau in das Ohr des Füllens, Königssohn, oder wir sind verloren.« Er tat so, und dieses Mal war eine Blase mit Wasser im Ohr der Stute. Er warf sie hinter sich, und sogleich lag ein Süßwassersee, zwanzig Meilen in die Länge und Breite, in ihrem Rücken.

Der Riese kam heran, doch bei der Geschwindigkeit, mit der er kam, schoß er gleich bis in die Mitte des Sees vor, und da ging er unter und kam nicht mehr hoch. - (schot)

Verfolgung (4)  Ein Brüderchen und ein Schwesterchen spielten an einem Brunnen, und wie sie so spielten, plumpten sie beide hinein. Da war unten eine Wassernixe, die sprach 'jetzt habe ich euch, jetzt sollt ihr mir brav arbeiten,' und führte sie mit sich fort. Dem Mädchen gab sie verwirrten garstigen Flachs zu spinnen, und es mußte Wasser in ein hohles Faß schleppen, der Junge aber sollte einen Baum mit einer stumpfen Axt hauen, und nichts zu essen bekamen sie als steinharte Klöße. Da wurden zuletzt die Kinder so ungeduldig, daß sie warteten, bis eines Sonntags die Nixe in der Kirche war, da entflohen sie. Und als die Kirche vorbei war, sah die Nixe, daß die Vögel ausgeflogen waren, und setzte ihnen mit großen Sprüngen nach. Die Kinder erblickten sie aber von weitem, und das Mädchen warf eine Bürste hinter sich, das gab einen großen Bürstenberg mit tausend und tausend Stacheln, über den die Nixe mit großer Müh klettern mußte; endlich aber kam sie doch hinüber. Wie das die Kinder sahen, warf der Knabe einen Kamm hinter sich, das gab einen großen Kammberg mit tausendmal tausend Zinken, aber die Nixe wußte sich daran festzuhalten und kam zuletzt doch drüber. Da warf das Mädchen einen Spiegel hinterwärts, welches einen Spiegelberg gab, der war so glatt, so glatt, daß sie unmöglich darüber konnte. Da dachte sie 'ich will geschwind nach Haus gehen und meine Axt holen und den Spiegelberg entzweihauen.' Bis sie aber wiederkam und das Glas aufgehauen hatte, waren die Kinder längst weit entflohen, und die Wassernixe mußte sich wieder in ihren Brunnen trollen. - (grim)

Verfolgung (5)   Alle Geräusche des Tags waren verstummt. Plötzlich sah er in der Ferne am Flußufer einen Feuerschein aufblitzen. Er eilte hin, um sich die Sache anzusehen. Er fand einen hölzernen Sarg, aus dem der Feuerschein hervorkam. Er dachte bei sich selbst: „Die Edelsteine, die man den Toten mitgibt, leuchten bei Nacht. Vielleicht sind Kleinodien darin." In seinem Herzen wachte die Gier auf, und er vergaß darüber, daß ein Sarg ein Ruhebett der Toten ist. Er hob einen großen Stein auf und schlug damit den Sargdeckel entzwei. Er bückte sich nieder, um genauer zuzusehen. Da erblickte er im Sarg einen Jüngling ausgestreckt liegen. Seih Gesicht war weiß wie Papier. Auf dem Kopf hatte er einen Trauerhut; hänfene Kleider umhüllten den Leib, und Strohsandalen trug er an den Füßen. Der Lehrer erschrak aufs äußerste und wandte sich, um wegzugehen. Aber schon hatte sich der Leichnam aufgerichtet. Da packte ihn die Angst, und er lief davon. Der Leichnam stieg aus dem Sarg und lief ihm nach. Zum Glück war das Haus nicht weit entfernt. Er lief, was er konnte, rannte die Treppe empor und schloß die Tür hinter sich zu. Allmählich kam er wieder etwas zu Atem. Draußen war kein Laut zu hören. So dachte er, die Leiche sei vielleicht nicht mitgekommen. Er öffnete das Fenster und spähte nach unten. Die Leiche lehnte an der Mauer des Hauses. Plötzlich sah sie, daß das Fenster offen war. Mit einem Satz sprang sie in die Höhe zum Fenster hinein. Vor Schreck erstarrt fiel der Lehrer die Haustreppe hinunter und blieb unten bewußtlos liegen. Da fiel auch oben die Leiche zu Boden. - (chm)

Verfolgung (6)   Ein göttliches Wesen mit goldenem Geweih ließ sich von Herakles verfolgen: das ist hier der richtige Ausdruck. Das Schwierige, das Gefährliche und Unheimliche an der Hindin war nicht ihre besondere Wildheit, so daß sie fähig gewesen wäre, dem Jäger Kampf zu bieten, wie manche glaubten, sondern daß sie floh und der Verfolger nicht aufhören konnte, das seltene Wild erbeuten zu wollen. In der Verfolgung bestand die Gefahr: sie führte, jenseits der bekannten Jagdreviere, in ein anderes Land hinüber, aus dem man nie wiederkehrt. - (kere)

Verfolgung (7) Der Professor war verschwunden. Iwans Verwirrung hielt nicht lange vor, denn er bildete sich plötzlich ein, er würde den Professor ganz sicher im Haus Nr. 13 in der Wohnung 47 finden.

Iwan stürmte in den Torweg, sauste die Treppe zum ersten Stock hinauf, fand dort besagte Wohnung und läutete Sturm. Er brauchte nicht lange zu warten. Ein kleines Mädchen von vielleicht fünf Jahren öffnete ihm und entfernte sich sofort, ohne ihm Fragen zu stellen.

In dem riesigen, unbeschreiblich verwahrlosten Flur, den ein winziges Ecklämpchen unter der hohen, schmutzstarrenden Decke schwach beleuchtete, hing ein Fahrrad ohne Bereifung an der Wand, außerdem stand da eine mächtige eisenbeschlagene Truhe, und auf der Ablage über den Garderobenhaken lag eine Wintermütze, deren lange Ohrenklappen herabbaumelten. Hinter einer Tür sagte im Radio eine hallende Männerstimme verdrossen Gedichte auf.

Iwan Besdomny, nicht im geringsten verschüchtert von der fremden Umgebung, strebte in den Flur hinein und dachte: Er hat sich natürlich im Badezimmer versteckt. Es war dunkel im Flur. An die Wände tappend, erblickte er einen dünnen Lichtstreifen unter einer Tür, ertastete den Drücker und zog ohne besondere Kraftanstrengung die Tür auf. Der Haken sprang ab, Iwan stand im Badezimmer und dachte, er habe doch Glück gehabt.

Jedoch sein Glück war nicht so groß, wie es wünschenswert gewesen wäre. Feuchtwarmer Wrasen schlug ihm entgegen, und im Schein der Kohlen, die im Badeofen glühten, sah er ein paar große Zuber an der Wand hängen. Die Wanne war mit scheußlichen schwarzen Flecken von abgeplatzter Emaille übersät. In der Wanne stand ein splitternacktes Frauenzimmer, mit Seifenschaum bedeckt, einen Bastwisch in der Hand. Kurzsichtig blinzelte sie dem eingebrochenen Iwan entgegen, den sie in der höllischen Beleuchtung offensichtlich verkannte, und sagte leise und fröhlich:

»Kirjuschka, was soll der Unsinn! Sind Sie verrückt? Fjodor Iwanytsch kommt gleich zurück. Gehen Sie sofort raus!« Und sie schwenkte den Bastwisch gegen Iwan.

Das Mißverständnis lag auf der Hand, und schuld daran war natürlich Iwan. Er empfand jedoch nicht das Verlangen, dies zuzugeben, er rief nur vorwurfsvoll: »Ach, ist die verdorben!« und befand sich plötzlich in der Küche.  - (meist)

Verfolgung (8)  Von der Polizei querfeldein verfolgt und in Gesellschaft der fliehenden und verkleideten Duchesse de Berry, entkomme ich mit ihr an einer mit Kastanienbäumen bestandenen Straße dank einer Unterführung wie die, durch die man auf den Champs Elysées von einer Straßenseite zur anderen gelangt. Ein Güterzug, der gerade rechtzeitig auf dem Asphalt hält, begünstigt unsere Flucht, indem er uns Deckung gibt. Die Herzogin, die eine große Anzahl unehelicher Kinder hat, bewahrt ihre Namen auf kleinen Etiketten aus gelbem Holz auf, wie man sie an den Rosensträuchern festmacht, um die Spezies anzugeben; sie trägt sie an ihrem Gürtel unter ihrem Rock wie einen Schlüsselbund.  - (grac2)

Verfolgung (9)  "Am Louvre steh ich also, und passe, die ganze Hölle in der Brust, auf die Teufel, die meiner spotten. Da kommt mit unsicherm Schritt immer hinter sich schauend eine Gestalt dicht bei mir vorüber, ohne mich zu sehen. Im Mondesschimmer erkenne ich den Marquis de la Fare. Ich könnt ihn da erwarten, ich wußte, wo er hinschlich. Kaum ist er zehn - zwölf Schritte bei mir vorüber, da springt wie aus der Erde herauf eine Figur, schmettert ihn nieder und fällt über ihn her. Unbesonnen, überrascht von dem Augenblick, der den Mörder in meine Hand liefern konnte, schrie ich laut auf, und will mit einem gewältigen Sprunge aus meinem Schlupfwinkel heraus auf ihn zusetzen; da verwickle ich mich in den Mantel und falle hin. Ich sehe den Menschen wie auf den Flügeln des Windes forteilen, ich rapple mich auf, ich renne ihm nach - laufend stoße ich in mein Horn -aus der Ferne antworten die Pfeifen der Häscher - es wird lebendig - WafFengeklirr, Pferdegetrappel von allen Seiten. -,Hierher - hierher - Desgrais - Desgrais!' schreie ich, daß es durch die Straßen hallt. - Immer sehe ich den Menschen vor mir im hellen Mondschein, wie er, mich zu täuschen, da - dort - einbiegt; wir kommen in die Straße Nicaise, da scheinen seine Kräfte zu sinken, ich strenge die meinigen doppelt an - noch fünfzehn Schritte höchstens hat er Vorsprung -" „Ihr holt ihn ein - Ihr packt ihn, die Häscher kommen", ruft la Regnie mit blitzenden Augen, indem er Desgrais beim Arm ergreift, als sei der der fliehende Mörder selbst. - „Fünfzehn Schritte", fährt Desgrais mit dumpfer Stimme und mühsam atmend fort, „fünfzehn Schritte vor mir springt der Mensch auf die Seite in den Schatten und verschwindet durch die Mauer."   - E. Th. A. Hoffmann, Das Fräulein von Scuderi (zuerst ca. 1819)

Fangen Detektiv Jagd Fliehen

Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Reihenfolge
Synonyme