erfahren, traditionelles  Wir werden bei der Beschreibung der Heldin dem traditionellen Verfahren folgen, das heißt, wir fangen oben an und hören unten auf: Ihre Haare, werden wir sagen, funkelten leuchtender als Goldfäden; um noch genauer zu sein, werden wir sagen, daß sie fast blond war, von einem hellen, sanften Kastanienbraun in Form einer halblangen Mähne; ein Büschel von ähnlicher Beschaffenheit unter jedem ihrer Arme (Gott sei Dank rasierte sie sich nicht!) war noch ein klein wenig heller und parfümiert (ziemlich verschieden unter beiden Armen), mit einem etwas scharfen Parfüm, stark, aphrodisisch wie es scheint (zumindest hatte Hortense es oft zu hören bekommen, und der junge Mann bestätigte es ihr etwas später am Nachmittag noch einmal), das wir leider nicht genauer bestimmen können, weil es uns für die Düfte bedauerlicherweise an einer linearen Stufenleiter, ähnlich der der Farben oder auch der Erdbeben (ach, ein Duft 7,9 auf der Richterskala) oder der Orkane (8 Beaufort zum Beispiel) fehlt; ihre Stirn übertraf die Lilie; ihre hellen Augenbrauen waren regenbogengleich gekrümmt, und eine kleine Milchstraße trennte sie von der Nasenwurzel so gleichmäßig, daß es weder links noch rechts mehr davon gab als unbedingt notwendig; ihre Augen, die alle Smaragde übertrafen, leuchteten unter ihrer Stirn wie zwei Sterne, ihr Gesicht eiferte der Schönheit des frühen Morgens nach, denn in ihrem Antlitz mischten sich Karminrot und Weiß dergestalt, daß keine der beiden Farben unangenehm hervorstach; der Mund war klein und die Lippen voll. Sie hatte einen langen Hals und kleine, zarte Hände.

Ihre Brustwarzen waren außerordentlich empfindlich und die Form ihrer Brüste (sie waren von durchschnittlicher Größe, tendierten aber zum Kleinen) ganz leicht nach unten gerundet, aber fest, voll und prall; ihre Hüften paßten bequem in die Hände; ihr Nabel war klein und rund, ihr Bauch ein wenig gewölbt und voller Flaum, einem fast farblosen Flaum, zu beiden Seiten nach einer Mittellinie hin ausgerichtet, die symmetrisch zu der verlief, die von ihrem Kreuz bis zum Ansatz der Pobacken führte, von denen wir nicht einmal ein Viertel des Guten gesagt haben, das dazu zu sagen wäre, doch die Zeit eilt, und dieser Flaum glich dem der Weidenkätzchen, die im Frühling in der Sierra de Cuenca sprießen, jener Sierra, deren Bergbewohnerinnen Gòngora besungen hat; unterhalb des Bauches aber war sie fast blond, noch heller als unter den Armen, und auf eine klare, deutliche, dichte Art bewachsen, weder Wüste noch Steppe noch Busch, sondern die Oberseite einer Renaissance-Grotte. Ihr empfindlicher Punkt, den die Zunge oder der Finger leicht fand, war sehr deutlich. - Jacques Roubaud, Die schöne Hortense. München 1992 (zuerst 1985)

 

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