erdrehtheit    Gabriel Syme war nicht bloß ein Detektiv, der ein Dichter zu sein vorgab; er war tatsächlich ein Dichter, der ein Detektiv geworden war. Auch haßte er den Anarchismus nicht aus reiner Heuchelei. Er war einer von denen, die früh im Leben allzu konservativ werden: durch das wahnsinnige Gehaben der meisten Revolutionäre. Und er war es absolut nicht durch irgendeine geistlose, erstarrte Tradition geworden. Seine Respektabilität war eine spontane und eine plötzliche gewesen, eine Rebellion gegen eine Rebellion. Er stammte aus einer verdrehten Familie, in der die ältesten Leute die jüngsten Kindereien an sich hatten. Einer seiner Onkel ging stets ohne Hut herum; und ein anderer hatte sogar den nicht sehr glücklich ausgefallenen Versuch unternommen, mit einem Hut wohl, aber mit sonst gar nichts anderem herumzugehen. Sein Vater der übte sich in der Kunst und in dem Gebot: »Hilf dir selber und aus dir selber.« Seine Mutter die trat ein für alle Schmucklosigkeit und Hygiene. So kam es, daß das Kind durch all seine zarteren Jahre an kein Getränk gewöhnt war zwischen den beiden Extremen Absinth und Kakao, die er beide zu seinem Heile verabscheute. Je mehr seine Mutter eine mehr als puritanische Abstinenz predigte, desto mehr artete sein Vater in eine mehr als heidnische Lebensführung aus. Und als die erstere so weit gekommen war daß sie den Vegetarismus einführte, war der letztere ziemlich an dem Punkt angelangt, wo er den Kannibalismus verteidigte. - G. K. Chesterton, Der Mann, der Donnerstag war. Stuttgart 1982 (zuerst 1908)

Verdrehtheit (2)

Möbius-Band

- N. N.

Verdrehtheit (3)  Faisal bestimmte, daß Abd el Kadir mit Ali und mir feiten sollte, und sagte zu mir: „Ich weiß, er ist etwas verdreht. Ich glaube, er ist ehrlich. Hütet eure Köpfe und benutzt ihn." Wir zeigten ihm weiter unser rückhaltloses Vertrauen, indem wir uns sagten: ein Gauner traut unserer Ehrlichkeit sowieso nicht, und ein ehrlicher Mann wird durch Verdacht am schnellsten zum Gauner. In Wahrheit war er ein fanatischer Moslem, halb verrückt vor religiösem Wahn und unbändiger Selbst-überzeugtheit. Sein übersteigerter Mohammedanismus empörte sich gegen mein offen zur Schau getragenes Christentum. Seine Eitelkeit war tief verletzt durch unsere Gemeinschaft; denn die Stämme sahen in Ali den Größeren, aber behandelten mich mit mehr Achtung als ihn. Seine dickköpfige Borniertheit brachte sogar Alis Selbstbeherrschung aus der Fassung, was zu mehreren höchst peinlichen Szenen führte. Und zum Schluß ließ er uns in einem verzweifelten Augenblick im Stich, nachdem er unsern Marsch unausgesetzt behindert und uns und unsere Pläne auf alle erdenkliche Weise durcheinandergebracht hatte. - T. E. Lawrence, Die sieben Säulen der Weisheit. München 1979 (dtv 1456, zuerst 1922)


Richtung Drehen

 


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