Verdauungsbeschwerden    Mba ging in das Dorf der Bangobo und sah die Bangobo, die, ehe sie die Bäume heraufklettern, ihre Eingeweide auf den Boden legen. Mba sagte den Bangobo: »Nehmt meine Eingeweide.«

Er stieg dann auf die Bäume. Aber die Bangobos verbargen die Eingeweide Mbas im Wald und legten statt dessen Kräuter hin, die kitzelten.

Mba kehrte in sein Dorf zurück. Mambotete sagt zu ihm: »Iß diese Bananen.« Alles, was Mba aß, kam sofort heraus, und Mambotete schrie: »Mba, welch übles Ding hast du gegessen?«

Mba mußte zu den Bangobos zurückkehren, sie gaben ihm seine Eingeweide zurück, sie bereiteten ihm Medizin, und er gab ihnen ein Kaufgeld.  - Afrikanische Märchen und Legenden. Hg. Carl Einstein. Berlin 1980 (zuerst 1925)

Verdauungsbeschwerden (2)  »Also, Mr. Twig«, sagte er, »wir sollten besser zur Sache kommen, Wenn ich meinte, Sie könnten es sich zwischen Schlafzimmer und dem Gartenende noch verhalten, würde ich sagen - aber ich glaube nicht, daß Sie es könnten! Da dem so ist, denke ich mir, es wäre klüger, wenn Sie Ihren Nachttopf benützten.«

Der arme Onkel Abel war jetzt auf den Beinen, seine Knie schlotterten, und sein Gesicht war blaß.

»Wenn... Operation... vorbei is«, stammelte er, »haben Sie dann vor, wegzugehen und mich mit meinem zum Platzen vollen Hintern alleinzulassen?«

Sam zögerte. In Erwartung dieser Szene hatte er sich jede Einzelheit des Einlaufverpassens vor Augen geführt; doch nach der Verabreichung, hatte er sich vorgestellt, würde er sich verabschieden. Zu erfahren, daß er dem alten Mann bei seiner darauffolgenden Unpäßlichkeit beizustehen hatte - ein Vorgang, der leicht eine halbe Stunde dauern konnte -, war ein beträchtlicher Schreck. Doch seine Seele erhob sich groß und eisern wie ein strenger Unteroffizier und befahl seinem Körper, die Anweisungen zu befolgen.

»In Ordnung«, sagte er laut. »Haben Sie keine Angst, Mr. Twig. Ich werde Ihnen bis zum bitteren Ende beistehen.«

Nach diesen Worten hob Sam den Karton vom Tisch und besah sich dessen Inhalt.

»Ich werde etwas heißes Wasser und ein bißchen Seife brauchen«, sagte er.

Das Aufweichen der Seife, das Heraufschaffen des heißen und kalten Wassers brauchte noch ein paar Minuten; doch das Räderwerk der Zeit drehte sich unbarmherzig wie bei zum Tode Verurteilten weiter, und der Augenblick kam, da Sam dem alten Mann nach oben folgte, um die Sache hinter sich zu bringen.

Als er hinter Abel Twig heraufging, dachte er sich: »Es wäre alles viel einfacher, wenn er keine Hämorrhoiden hätte.« Diese Hämorrhoiden stellten sich, als er das Schlafzimmer betrat und auf alle seine sorgfältigen Vorrichtungen sah, seinem Denken als ein haarsträubendes Hindernis dar.

»Diese Leute würden Ihnen im Krankenhaus möglicherweise viel weniger weh tun«, murmelte sein Körper schwach.

Der arme alte Abel, mit klappernden Zähnen und locker hängenden Hosenträgern und Hemdzipfeln, wandte seinem Pfleger solche entsetzten Augen zu, Augen, die so sehr denen eines Ochsen vor dem Schlächter glichen, daß Sam sich für die Erwähnung des Krankenhauses eilig entschuldigte. Doch sein verzagter Körper versuchte immer noch zu entschlüpfen. Es lag eine zweischneidige Hinterlist in den nun geäußerten Worten.

»Es kommt ganz darauf an, wie Sie die ganze Sache nehmen«, sagte er. »Nun, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, Mr. Twig. Es kann sich nicht angenehm anfühlen - vielleicht wäre es letztlich doch besser, den Dok...«

Doch bei dem kleinsten Ansatz zu diesem unglücklichen Wort sah Mr. Twig aus, als ob er sich bereitwillig von Sam auch sein Bein abschneiden lassen würde.

»Nur zu, Sir«, sagte er. »Wenn ich brüll, müssen Sics eben aus-haltcn. Ich bin ein sabbelnder alter Mann, schon bald an die achtzig. Ich bin nimmer so stark wie früher mal, und diese Schmerzen lassen mich aufschrein. Diese verdammten Hämorrhoiden sind ne schlimmere Widerwärtigkeit als jede Riesenzyste... Oh, mein Sterz, mein Sterz! Aber es geht mir furchtbar schlecht. Gehn Sie zart mit unsereins um, Mister; gehn Sie zart um mit unsereins! Der Hintern von nem Mann is ne fürchtlich empfindige Stelle.«

Sam war zugegebenermaßen kein geborener Krankenpfleger; aber er war ein geborener Naturkenner und ein nicht zimperlicher Landbewohner. Als er, über die Kehrseite des alten Herrn gebeugt, vollauf mit seiner Arbeit beschäftigt war, brachte die geistige Anspannung mit einem Schlag die wundertätige Macht der Vision zurück, die er gesehen hatte. Die beiden Extreme seiner Erfahrung, der Anus eines betagten Mannes und der wankende Schaft eines Absoluten, das seinen eigenen irdischen Leib durchbohrte, vermischten und überlagerten sich in^seinem Bewußtsein. Heiland Sam spürte während der Fortführung seiner Behandlung eine seltsame zweite Sicht, eine Ahnung wie von einem unglaublichen Geheimnis, wobei sich das gesamte geballte Gewicht des gemarterten Fleisches der Welt auf eine Erlösung zuquälte.

Als er weiter jenen Gummischlauch drückte, für den Nummer Eins vom nichtswürdigen Mr. Stickles so gemein übers Ohr gehauen worden war, überkam ihn eine einzigartige Klarsicht über das gesamte Wesen der Welt. In der Stille um ihn, die nur gebrochen wurde, wenn der alte Mann seine merkwürdige Verwünschung »mein Sterz, mein Sterz!« ausstieß, schienen ihm ihre beide Gestalten bewußt zu werden, wie sie da unter der Ewigkeit kauerten, auf die er in magnetischen Wellen den Einfluß der Sonne und den Einfluß des großen geheimnisvollen Äthers jenseits der Sonne gerichtet fühlte!  - (cowp)

Verdauung

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