Verbrecher-Physiognomie

Sechs schwere  Verbrecher.   Erkenntlich an den verbildeten häßlichen Schädel-, Nasen- und Kieferknochen. Unheimlicher, frecher, teils stechender, teils scheuer Blick.   

Beschreibung der Verbrechergesichter

a) nach Cäsare Lombrosos Kriminal-Anthropologie:

Lombroso weist nur auf die Tatbestände derVerbrechen einesteils und dann auf anatomische Merkzeichen und Abnormitäten des Körpers und Gesichts andern-teils hin. Es ist dies der natürlichste und allerroheste Anfang der Kriminal-Anthropologie, welcher die große Lücke offen läßt, zu erklären, was denn eigentlich die einzelnen Merkzeichen psycho-physiologisch bedeuten.

b) nach Carl Huters Psycho-Physiognomik:

Das, was der Lombrososchen Kriminal-Anthropologie aufzuklären nicht gelungen ist, nämlich die bestimmte psychologische Deutung der einzelnen anatomischen Abnormitäten und Wahrzeichen notorischer Verbrecher wurde durch C. Huters Psycho-Physiognomik klar erkannt und nachgewiesen. Dadurch wird dem Richter, dem Kriminalogen und Schutzbeamten der Wert der Kriminal-Anthropologie erst erschlossen und zugänglich gemacht. Die Umsetzung der Kriminal-Anthropologie in die Gerichtssprache wird durch die Hutersche Psycho-Physiognomik angebahnt.

Fig. 1. Mörder und Straßenräuber.

Fliehende  Stirn, Henkelohren, starke Stirnfalten, schief geschnitzte Augen, Lemuranhang,

Fliehende Stirn: negatives Wohlwollen. Henkelohren: starke Angriffsimpulse zur Gewalttat. Mund deutet Entschlossenheit. Auge: grausamer Wille. Die großen harten Wangen-, Kiefer-und Kinnregionen drücken Brutalität, die bestimmte Nasenlinie Willensdurchsetzung aus.

Fig. 2. Dieb und Vatermörder.

Kolossale Kiefer- und Jochbeine, asymmetrisches Gesicht, Stülpnase.

Das Gesicht zeigt moralische Verblödung; der Haarfall ins Gesicht deutet Trotz und Eigenwillen ; das häßliche Ohr: schlechte Gemütsart; die stiere Augenstellung: böse Autosuggestion; der unsymmetrische Kiefer: unberechenbare und ungehorsame Impulse.

Fig. 3. Wegen Notzucht und Totschlag bestrafter Verbrecher.

Sehr ausgesprochene Augen-brauenbogen, Kiefer und Lippen massig, Lemuranhang.

Auffallende, harte Gesichtskonturen deuten auf harten Willen, der sich selbst nicht schmiegt und biegt, sondern der alles außer sich bricht, was sich ihm nicht fügt. Das hochsitzende breitharte Ohr deutet geschlechtliche Morallosigkeit. Alle Gesichtsformen zeigen den männlich wollüstigen Typus. Die über der Nasenwurzel nahe zusammengedrängten Augenbrauen: Anlage zu unbezähmbarer Sinnlichkeit und Zornigkeit. Die Augen deuten auf niedrige Gesinnung; Stirn ist nicht übel.

Fig. 4. Vatermörderin.

Augenbrauenbogen und Stirnsinus stark entwickelt, enorme Runzeln, fliehende Stirn, schmale Lippen, stark entwickelte Jochbeine.

Dieses Gesicht zeigt den ausgesprochenen Mannweibtypus, ein Weib, das unbedingt herrschen will und keinen Mann als Herrscher über sich duldet; erinnert an Indianergesicht. Will absolut frei, selbständigjind unabhängig sein. Hat viel Ärger gehabt. Das letztere zeigen die Züge des Mundes.

Fig. 5. Dieb und Mörder aus der Romagna (65 Jahre alt).

Links eine okulozygomatische Furche, die so tief ist, als wäre sie mit dem Messer geschnitten. Auf der Stirn tiefe horizontale und vertikale Falten. Die Nase jst gequetscht, die Lippen dünn, die Ohren enorm lang.

Linksseitig verstecktes, zugekniffenes Auge bedeutet Verschlagenheit ; bei offenem, rohhartem Blick des rechten Auges: Neigung zu materieller und körperlicher Schädigung anderer. Die Wangen mit verhärteten Formen sprechen innere Gefühlsverrohung aus. Die großen Furchen, von Stirn und Auge rechtsseitig, beginnend, bis zum Unterkiefer laufend, sowie das schiefe Kinn deuten auf Fähigkeit zu allem Durchtriebenen und Schlechten.

Fig. 6.   Dieb,   Epileptiker   und   moralisch    Irrer.

AntonioPinero, leidet an Epilepsie und moralischem Irrsinn, ist 15 mal als Dieb bestraft; Haupthaar schwarz und üppig, Bart fehlt, Ohren mit angewachsenen Läppchen, kolossale Kiefer.

Gleichmütiger, selbstzufriedener Gesichtsausdruck bei halbverblödeter Augen- und Mundstellung, dabei das Haar in wüster Kreuz- und Querlage beweist, ebenso wie der übervolle Unterkiefer materielle und geistige Belastung. Bei alledem zeigt der typische Diebesblick und Schädelbau angeborenen Hang zum Stehlen, auch dann, wenn körperliche und geistige Gesundheit vorhanden wäre.

- Carl Huter, Illustriertes Handbuch der Menschenkenntnis. Schwaig bei Nürnberg 1930

 

Gesicht Physiognomie Verbrecher

 

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