erblendung
Von den lebenden Menschen verstehe Gott
nicht viel. In späteren Teilen der ›Denkwürdigkeiten‹ wirft ihm Schreber
immer wieder seine Unfähigkeit vor, den lebenden Menschen zu verstehen und namentlich
seine Denktätigkeit richtig zu beurteilen. Er spricht von Gottes Verblendung,
die auf seiner Unkenntnis der Menschennatur beruhe. Er sei eben nur den Umgang
mit Leichen gewohnt und hüte sich wohl davor, den Lebenden zu nahe zu kommen.
Die ewige göttliche Liebe bestehe im Grunde nur der Schöpfung als Ganzem gegenüber.
Ein Wesen von jener absoluten Vollkommenheit, die ihm die meisten Religionen
beilegen, ist Gott nicht. Sonst hätte er sich auch nicht zu der Konspiration
gegen unschuldige Menschen verleiten lassen, die der eigentliche Kern der Krankheit
Schrebers war. Denn in den ›wundervollen Aufbau‹ der Welt ist plötzlich ein Riß gekommen. Über die Gottesreiche ist eine schwere
Krise hereingebrochen, die mit dem persönlichen Schicksal Schrebers zusammenhängt.
- (
cane
)
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