Vene    Während ich die Spritze in die rechte Hand nehme, greift die linke spontan nach dem Strick zum Abbinden. Für mich ist das ein Zeichen dafür, daß sich die einzige im Augenblick brauchbare Vene im linken Arm befindet. {Es ist fast immer so, daß man sich den Arm abbindet, der von sich aus zum Strick greift.) Die Nadel gleitet am Rand einer verhärteten Stelle mit Leichtigkeit hinein. Ich stochere vorsichtig herum. Plötzlich schießt ein dünner Striemen Blut in die Spritze. Für einen Augenblick ist er so fest und gerade wie ein straffer roter Faden.

Der Körper weiß, welche Venen im Moment brauchbar sind, und dieses Wissen überträgt sich in den spontanen Bewegungen, die man macht, ehe man sich den Schuß setzt... Manchmal schlägt die Nadel wie eine Wünschelrute aus. Manchmal muß ich auf das Signal warten. Aber wenn es kommt, treffe ich unweigerlich eine Vene, die funktioniert.

Eine rote Orchidee blühte unten im Tropfer auf. Er zögerte eine ganze Sekunde lang, dann drückte er das Gummibällchen zusammen und sah zu, wie die Flüssigkeit in die Vene rauschte, als würde sie vom schweigenden Durst seines Blutes eingesogen. Im Tropfer blieb eine dünne schillernde Blutschicht zurück, und die weiße Papiermanschette hatte sich wie ein Mullverband mit Blut vollgesogen. Er hielt den Tropf er in ein Trinkglas und zog Wasser auf. Als er das Wasser herausspritzte, spürte er die Wirkung des Junk wie einen sanften Schlag in die Magengrube.    - (lun)

Ader

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