atermord   André Gide berichtet von einem Verbrechen, das einen symbolischen Vatermord darstellt. Es handelt sich um dieses vor kurzem verübte Verbrechen (die Zeitungen haben in der Tat darüber berichtet):

Wahnsinniger tötet mit einer Axt kleinen Jungen und kleines Mädchen, die »Hochzeit« spielen. Im Traum ist dieses Verbrechen ein Vatermord, da 1.) die Feindseligkeit gegenüber »Hochzeit« spielenden Kindern Ausdruck des Ödipuskomplexes ist; da 2.) der Mörder bereits zuvor »mit einer Straßenbahn durchgebrannt« war und sie in einem Bahnhof, der ein Ersatz für seinen Vater war, zu Bruch gefahren hatte; da 5.) der Täter auch noch jemandem mit einer Hacke einen Hieb in die Lenden versetzt hatte. - (leiris)

Vatermord (2) Die Rädelsführer, die die Ermordung Friedrichs und Enzios geplant hatten, retteten sich zunächst in das über Paestum gelegene Felsenkastell Capaccio, das aber auf die Dauer den Wurfmaschinen der kaiserlichen Truppen nicht standhielt. Zur Überraschung des Kaisers gaben sich ihm auch die Häupter der Verschwörung lebend in die Hand. Die Rache, die er an den «Vatermördern» nahm, war furchtbar. Sie wurden mit glühenden Eisen geblendet, verstümmelt, zu Tode geschleift, gehängt oder in Säcken eingenäht ins Meer geworfen. Tibald wurde, geblendet und verstümmelt, von Stadt zu Stadt geschleift, damit durch des Auges Anblick, der den menschlichen Sinnen mehr Eindruck macht als was durchs Ohr geht . . , kein Vergessen hinwegnehme, was ihr gesehen, und ihr des rechten Gerichtes Erinnerung für später bewahrt. An die Stirn war ihm eine päpstliche Bulle, die man bei ihm gefunden, gebunden als Hinweis auf den eigentlich Schuldigen: Innozenz IV.  - Herbert Nette, Friedrich II. von Hohenstaufen. Reinbek bei Hamburg 1975 

Vatermord (3)  Wenn ich den Vater töte, falle ich dem Bruder in die Hand. Von der Gesellschaft ist ebenso wenig zu erhoffen wie vom Staat. Das Heil liegt im Einzelnen. - Ernst Jünger, Eumeswil. Stuttgart 1977

Vatermord (4) Der Judas ist aber nicht nur wegen seines Verrats interessant und außergewöhnlich und weil sich in ihm noch einmal das gesamte Böse vom Sündenfall durch Essen des verbotenen Apfels über den Brudermord des Kains bis zum Inzest findet, sondern weil er im biblischen Umfeld den einzigen Vatermord begeht. Die Bibel kennt den Patrizid nicht, da in der Heiligen Schrift die Väter die Sohne umbringen oder sich gegenseitig erschlagen. Die Fleckenmittel und chemischen Reinigungen aber gehören zur Generation der Väter, die mit ihnen versuchen, den sichtbaren Makel ihrer Taten zu verbergen, während sich die Söhne erst aufeinander-hetzen lassen und am Ende selbst richten.  - Frank Witzel, Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969. Berlin 2016


Vater Mord

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