Vater, gewordener   Ich stand auf und ging vor ihrer Tür auf und ab, dann stieß ich sie in panischer Angst auf - Dunkelheit. Ich blickte mich um - alles leer. Ich ging hinein - das Bettzeug auf der Couch, aber auf der Decke ein getrockneter Blutfleck. Rostrot auf Blau. Mein erster Gedanke war, er hat sie umgebracht. Der zweite, unmittelbar darauf - die Wehen haben begonnen.

Sascha kam um zwei Uhr nachts stark angetrunken nach Hause, dieser Mistkerl, und wankte schweigend an mir vorbei ins Klo, wo der Mistkerl sich übergab.

«Was ist passiert?» fragte ich ihn durch die Tür. «Was ist passiert? Wo ist Aljonka?»

Er spülte und kam weiß wie die Wand heraus.

«Aljona hat entbunden», sagte er.

«Ich gratuliere. Was denn?»

«Ein Sohn.»

«Wo sind sie?»

«In der fünfundzwanzigsten Entbindungsklinik.» Und er fiel um wie ein besoffenes Schwein. Ich ließ ihn liegen, wo er lag, ich bin nicht seine Mutter.   - Ljudmila Petruschewskaja, Meine Zeit ist die Nacht. Aufzeichnungen auf der Tischkante.  Berlin 1991 (zuerst 1990)

 

Vaterwerden

 

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