Vampirismus    Es liegt unverändert in der menschlichen Naturvoraussetzung, daß ein Mensch den andren frißt, um sich selbst zu stärken und weiter aufzubauen. Das Menschenfressen bei Eingeborenen aller Erdteile ist stets nur in diesem Sinne gemeint gewesen. Man suchte seine innre Potenz zu steigern, und es ist wahrscheinlich, daß dieser animistische Gesichtspunkt auch real war. Nachdem es dem Menschen verböten wurde, den Nächsten aufzufressen, war die biologische Natur noch nicht gehindert, von den Lebenswerten des Mitmenschen Gebrauch zu machen. Vielmehr hat sich im Laufe der Jahrhunderte ein Vampirtum unerfaßbar und auch unbestrafbar an Stelle dieses Menschenfressens entwickelt, durch welches den schwächeren Individuen ihre besten Kräfte dauernd abgezogen werden, während sich andre aus eben dieser Beute zu einer größeren Kraft aufbauen.

Es ist schwer zu sagen, ob es diese Erscheinung auch bei Tieren gegeben hat. Man hat innerhalb der Herde diesen Eindruck, denn die sexuellen Herdenführer halten die schwächeren Geschlechtstiere in einer lange dauernden Abhängigkeit, die besonders nach den Berichten der Forschungsreisenden bei Affen sehr ausgesprochen ist. Aber die animalische Vorgeschichte dieser menschlichen Erscheinung ist für uns im Augenblick nicht das Wichtigste. Entscheidend ist nur der Vampirismus selbst, durch den es hochanimalen Typen möglich ist, sich andre zu unterwerfen und von deren Kräften zu leben.   - Ernst Fuhrmann, Was die Erde will. Eine Biosophie. München 1986 (zuerst 1930)

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