tensilienkoffer
Schorsch hat in Sizilien n'Freund, eine Art Tierarzt, der nur vom
Kastrieren lebt, zu dem muß sie immer mit, so ist eben Schorsch, das ist das,
was sie nicht begreift, warum zwingt er sie, beim Kastrieren von Pferden und
Stieren zuzuschauen, warum spricht er so gern von der Garce, warum braucht er
Filme und Bilder von denen, sogar (Barbara flüstert) von seiner eigenen Mutter,
und sie muß immer diese schreckliche, die lachsfarbene Unterwäsche tragen, die
ihre Mutter trug, wahrscheinlich seine auch, und immer muß sie dabei Schuhe
mit hohen Absätzen tragen, auch wenn sie sonst nichts mehr anhat, muß ihm die
spitzen Absätze, ach sie kann es gar nicht sagen, was sie mit den Absätzen tun
muß, warum das alles, sag, waa-rumm die Ledergürtel, Reitpeitschen, die alte
neunschwänzige Peitsche aus Susa, sie kann sie
ihm zeigen, da im Bauernschrank hat sie alles, was Schorsch dazu braucht, extra
einen Koffer hat sie für solche Utensilien, den muß sie immer mitbringen! wenn
der mal aufgeht! wenn ihr mal was passiert! vor allem beim Zoll, was sie für
eine Angst hat beim Zoll! wenn sie den Koffer einmal aufmachen müßte! sie würde
einfach losheulen. - Martin Walser, Das Einhorn. Frankfurt am Main
1966
|
||
|
||