rworte Der Ur-Worte sind mannigfache in Goethes Wortschatz. Sein naturwissenschaftliches Werk führt die Welt der Erscheinungen immer wieder zurück auf ihre «Ursprünge«, den »Urzustand«, den »uralten«, » urältesten« «Uranfang«, als das «Ur-Eine« sich in «Urbildung« zu den «Urelementen« formte und in dieser »Urformation« (jener «Urzeugung« und «Urgestaltung«, Produkt einer «Urpolarität«), wie es die «Urdetermination« vorsah, eine «Urwelt« entstand: «Urlicht«, «Urzeit«, «Urstoff«, das «Urmeer«, «Urgestirn« und «Urgestein«, durch «Urdurchgitterung « verfestet, «Urkalk«, «Urtrapp «, »Ursandstein«, «Urgrünstein«, der ganze «Urfelsboden«, die «Urgebirgsknoten«; da ist das «Urei«, da sind die «Urtiere« («Urpferd«, «Urstier«), die «urgliedrigen« «Urwesen«, die das gleiche «Urphänomen« zeigen: «Urbild«, «Urfarbe«, «Urform«, «Urkraft«, das «Urlebendige«, den «Urgrund« der Existenz. - (goe)

Urworte (2) Der Kunstsprachenbildner soll ein Dollmetscher des ewigen Sprachgeistes sein, der in dem ganzen Sprachthum waltet. Darum muß er in die Urzeit der Sprache zurückdenken, und ihren Bildungsgang auf rechter Bahn verfolgen. Kann er an der Quelle verschollene Urlaute erlauschen; so muß er diese zuerst vor allen Leuten lautbar machen. Jm Erwecken scheintodter Urwörter liegt eine wahre Mehrung der Sprachstärkung. Kein Wort ist für ausgestorben zu achten, so lange die Sprache nicht todt ist; kein Wort für veraltet, so lange die Sprache noch in Jugendkraft lebt. Begrabene Wurzeln, die noch grün sind, und im vollen Wachsthum neue Stämme, Äste und Zweige treiben können, bringen Segen und Gedeihen. Die Schossen und Sprossen alter Herzwurzeln verkünden einen neuen Frühling nach langer Winterstarre. Da befreit sich die Sprache von Flick- und Stückwerk, und geht wieder richt und strack. Ohne das Pflegen der Wurzelkeime wird die Sprache als Saumroß und Packthier beladen, und muß endlich unter der Last schwerfugiger Zusammensetzung erliegen. Jedes wieder in Gebrauch kommende Urwort ist eine reichhaltige Quelle, die den Fahrstrom speiset, den Thalweg austiefet, und allen Oberwohnern Vorfluth schafft. Turn mag als Beispiel dienen. Davon sind jetzt schon gebildet und bereits redebräuchlich: Turnen, mitturnen, vorturnen, einturnen, wettturnen; Turner, Mitturner, Vorturner, turnerisch; -- turnlustig, turnfertig, turnmüde, turnfaul, turnreif, turnstark; -- Turnkunst, Turnkünstler, Turnkünstlerisch; -- Turnkunde, Turnlehre, Turngeschichte; -- Turnanstalt, Turngesellschaft, Turngemeinde, Turngemeinschaft; -- Turnplatz, Turnfeld, Turnplan, Turnhof, Turnstelle, Turnbahn; -- Turnhaus, Turnsaal, Turnboden; -- Turnzeit, Turnstunde, Turntag, Turnsommer, Turnjahr, Turnschule, Turnkühre, Turnrast; -- Turnlehrer, Turnmeister, Turnwart, Turnwartschaft, Turnwalt; -- Turnordnung, Turngesetz, Turnregel, Turnbrauch, Turnsitte, Turnziehm, Turnschick, Turnweise, Turnart; -- Turnzeug, Turngeräth; -- Turntracht u.s.w. -- Turnübung, Turnspiel, Turnfahrt, Turnfest -- Turnsprache, Turnwort, Turnspruch, Turnreim, Turnlied, Turnbuch. -- u.s.w.

Turn in turnen, Turner u.s.w. ist ein Deutscher Urlaut, der auch in mehren Deutschen Schwestersprachen vernommen wird, in ausgestorbenen und noch lebenden, und überall drehen, kehren, wenden, lenken, schwenken, großes Regen und Bewegen bedeutet. So durchklingt er Langbardisch, Altfränkisch, Angelsächsisch, Englisch, Schwedisch und Jslandisch. Schon vor 1023 ist es in Deutschland ein Schriftwort. Da braucht es Notker bei Psalm 39 zur Erläuterung von einem Fuhrmann: "unde uuieo samfto er fier ros sament turnet, unde uuieo gehorig siu imo sind alles cheres, so uuieo in lustet." Jn einer alten Thiermäre von Büsching bekannt gemacht (Wöchentliche Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters. Breslau 1816. 4tes Stück, Seite 57 und 59) heißt der Thiere König der Löwe: ein kühner Turner. - Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Eiselen, Die Deutsche Turnkunst zur Einrichtung der Turnplätze. Über die Turnsprache. 1816


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