rteilsverkündung
Jack Oldfield, Alfred Musson, Walter Towns - nach langer und geduldiger Würdigung
der Umstände dieses Falles und nach sorgsamem Abwägen durch die Geschworenen
seid ihr alle des abscheulichen Verbrechens des Mordes für schuldig befunden
worden, des Mordes an einer friedfertigen und hilflosen Frau, die unter eurem
Schutz stand und die ihr, daran haben wir keinen Zweifel mehr, zum Objekt eurer
Lüste und Begierden machtet und die ihr anschließend, um eine Entdeckung eures
ruchlosen Tuns zu verhindern, ermordetet. In dieser Welt wird euch keine Gnade
mehr zuteil werden! Bittet darum den gütigen Gott, in dessen Macht allein es
steht, dem reuigen Sünder seine Taten zu vergeben, um Hilfe, und bereitet euch
nunmehr vor auf den schmachvollen Tod, der euch erwartet. Dieser Fall ist der
schmerzlichste und der verabscheuungswürdigste, der vor diesem Gericht je verhandelt
worden ist und so bleibt mir nichts übrig zu tun, als euch den furchtbaren und
gerechten Spruch zu verkünden, daß ihr nämlich dorthin zurückgebracht werden
sollt, wo ihr herkommt, und von dort zum Platz der Hinrichtung geführt werden
sollt, wo man euch am Halse aufhängen wird, bis zum Eintritt eures Todes, und
daß eure Leichen innerhalb der Gefängnismauern beigesetzt werden sollen und
nicht in geweihtem Grund. Gott sei euren Seelen gnädig! - Colin
Dexter, Mord am Oxford-Kanal. Reinbek bei Hamburg 1990
Urteilsverkündung
(2)
Dr. Piramide Veso, Richter am Berufungsgericht, spricht im Sitzen Recht, denn
wenn er aufsteht, beginnt er sich zu drehen. Nicht, daß er rund ist, im Gegenteil,
aber er hat so viele strahlenförmig angeordnete Stacheln, daß seine Gestalt
fast verschwindet unter der perimetralen Kugelform. Und diese Stacheln sind
von verschiedenster Farbe, allerdings herrscht das Grün vor, und ohne Zweifel
ist dies ein schöner Anblick. Auch die Augen quellen hervor, wie bei den Schnecken:
für den Angeklagten, der von Anfang an aus seinem Blick den Urteilsspruch erraten
mochte, ist es ein schwieriges Problem, zwischen all diesen grünen und violetten
Stacheln die beweglichen, tückischen und bösen kleinen Augen von Dr. Veso zu
entdecken. Im Augenblick, da dieser das Urteil spricht, könnte man meinen, er
sei kurz vor dem Or-gasmus, als habe er einen Krampf: langsam laßt er die abweisenden
Stacheln rotieren, und unter dem Sonnenstrahl, der durch die staubige Luft auf
das Berufungsgericht hinunterfällt, krümmt er sich wie ein borstiger Regenbogen,
im Begriff, das Ur-Chaos zu zeugen. - (bdm)
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