nwirklich  In Anbetracht verschiedener seltsamer und ziemlich alarmierender Dinge, die sie damals sagte und tat, hatten ihre Eltern sie zu einem Psychiater gebracht, als sie siebzehn war. In ihrem Interview mit dem Psychiater protokollierte dieser, daß zwar nichts besonders Ungewöhnliches in ihrem nichtverbalen Verhalten als solches zu beobachten sei, aber daß die Dinge, die sie sagte, ausreichten, um die Diagnose Schizophrenie zu rechtfertigen. In klinisch-psychiatrischer Terminologie litt sie an Depersonalisation, Ent-ichung, Autismus, nihilistischen Ideen, Verfolgungswahn, Omnipotenz; sie hatte Beziehungsideen und Weltuntergangsphantasien, Gehörhalluzinationen, Affektverarmung usw.

Sie sagte, das Problem sei, daß sie keine reale Person sei; sie versuchte, eine Person zu werden. Es gab kein Glück in ihrem Leben und sie versuchte, Glück zu finden. Sie fühlte sich unwirklich, und es gab eine unsichtbare Barriere zwischen ihr und anderen. Sie war leer und wertlos. Sie war beunruhigt, weil sie fürchtete, zu destruktiv zu sein, und hatte angefangen zu denken, daß es das beste sei, nichts zu berühren, da sie vielleicht Schaden anrichten könnte. Sie hatte eine Menge über ihre Mutter zu sagen. Ihre Mutter unterdrückte sie, sie wollte sie nicht leben lassen, sie hatte sie nie haben wollen. Da ihre Mutter sie drängte, mehr Freunde zu haben, zum Tanzen auszugehen, hübsche Kleider anzuziehen und so fort, schienen diese Anschuldigungen ganz offensichtlich absurd.

Die grundpsychotische Äußerung jedoch, die sie machte, war, daß ein Kind ermordet worden sei. Sie war ziemlich vage, was die Einzelheiten betraf, sagte aber, sie habe darüber gehört von der Stimme ihres Bruders (sie hatte keinen Bruder). Sie fragte sich allerdings, ob diese Stimme vielleicht ihre eigene gewesen sei. Das Kind trug ihre Kleider, als es getötet wurde. Das Kind konnte sie selbst gewesen sein. Sie war getötet worden entweder von ihr selbst oder von ihrer Mutter, sie war nicht sicher. Sie schlug vor, die Polizei zu verständigen.  - Ronald D. Laing, Das geteilte Selbst. Eine existentielle Studie über geistige Gesundheit und Wahnsinn. Köln 1994 (zuerst 1960)

Unwirklich (2)   Einmal, am Ende dessen, was Balzac eine Orgie genannt hätte, sagte mir ein gewisser, keineswegs metaphysischer Mensch, in der Annahme, einen Witz zu machen, koten bereite ihm ein Gefühl der Unwirklichkeit. Ich erinnere mich noch an seine Worte: »Du stehst auf, drehst dich um, siehst und sagst: Ich soll das gemacht haben

(Wie der Vers von Lorca: »Es hilft nichts, mein Sohn, kotze! Es hilft nichts.« Und auch der verrückte Swift, glaube ich: »Aber Celia, Celia, Celia, kote!)  - (ray)

Wirklichkeit
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme