nterhaltung,
feudale In den ersten Tagen des September verlassen alle tscherkessischen
Prinzen ihre Häuser, ziehen sich in die Berge oder in die Tiefe eines Waldes
zurück. Dort baut sich jeder aus Zweigen eine Hütte. Ihre getreuen Edelleute
folgen ihnen; doch niemand von ihrer Familie wagt sich ihnen zu nähern, nicht
einmal ein Bruder. Hier ist jedermann verkleidet, das heißt: das Gesicht ist
vermummt, und man spricht nicht mehr tscherkessisch, sondern eine gewisse Mundart,
die man ›Chakobza‹ nennt. Hier finden sich die geheimen Freunde der Prinzen
zusammen, die mit ihnen auf Diebstahl und Raub ausgegangen sind, welcher Nation
auch immer sie angehören, den Misdjegen, den Osseten usw.; sie kommen ebenfalls
verkleidet, weil sie Leute treffen könnten, zu denen sie in einem Verhältnis
der Blutrache stehen und die bereit wären, sie zu ermorden. Nur der Prinz kennt
sie alle, er ist der Mittelpunkt aller Mysterien. Diese Maskerade dauert sechs
Wochen, während derer kleine Banden von Verkleideten ausschwärmen, um in der
Umgebung auf Diebstahl auszugehen, und da jedermann auf der Hut ist, gibt es
Tote und Verwundete, unter ihnen auch Prinzen, die nicht einmal um geschont
zu werden bereit sind, ihren Namen zu nennen. - Jan Graf Potocki, nach:
Roger Caillois, Nachwort zu: J.P., Die Handschrift von Saragossa. Frankfurt am Main 1963
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