npäßlichkeit  Frau von Rambouillet mochte etwa fünfünddreißig Jahre gezählt haben, als sie feststellte, daß die Wärme des Feuers ihr ganz unerklärlich das Blut erhitzte und ihr Schwächeanfälle verursachte. Sie, die sich sehr gerne kräftig wärmte, ließ deswegen davon durchaus nicht ab; im Gegenteil, sobald die Kälte wieder zurückgekehrt war, wollte sie sehen, ob ihre Unpäßlichkeit fortdaure, und sie fand, daß es damit noch schlimmer war. Sie versuchte es noch im darauffolgenden Winter, aber sie konnte sich keinem Kaminfeuer mehr nähern. Einige Jahre darauf verursachte ihr die Sonne dieselbe Unpäßlichkeit: sie wollte indes nicht aufgeben, weil nie jemand so gerne spazierengegangen ist und die Schönheiten der Landschaft um Paris aufgesucht hat wie sie. Gleichwohl mußte sie darauf verzichten, zumindest solange die Sonne schien, da sie einmal auf dem Weg nach Saint-Cloud, kaum am Beginn des Korsos angekommen, ohnmächtig wurde und man sichtbarlich das Blut in ihren Adern kochen sah, denn sie besaß eine sehr zarte Haut. Mit dem Alter nahm ihre Unpäßlichkeit zu. Ich habe gesehen, wie sie wegen eines Heizofens, der aus Unachtsamkeit unter ihrem Bett vergessen worden war, die Rose bekam. So war sie denn gezwungen, beinahe immer zu Hause zu bleiben und sich nie zu wärmen. Sie sah sich in die Notwendigkeit gesetzt, von den Spaniern die Erfindung des Alkovens zu übernehmen, der heutzutage in Paris so im Schwange ist. Ihre Gesellschaft ging sich im Vorzimmer wärmen, und wenn es friert, bleibt sie auf ihrem Bett, die Beine in einem Sack aus Bärenfell, und sie sagte scherzend wegen der zahlreichen Hauben, die sie im Winter übereinander trägt, am Martinstag werde sie taub und an Ostern höre sie wieder.  - (tal)
 

Frau

 

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